Eine Art Staatsakt erlebte am Donnerstag die bayerische Landesvertretung in Berlin: Gefeiert wurde der 150. Geburtstag der Weißwurst, der "Primadonna der Würste", die "weltweit Kult und Mythos im Schweinsdarm" sei, wie die Hausherrin, die bayerische Staatsministerin Emilia Müller jubelte. Obwohl Sitzungswoche strebten zahlreiche Volksvertreter herbei, "denn es ist doch selbstverständlich, dass man der Weißwurst huldigt."
Erfunden wurde sie laut Legende am 22. Februar 1857 vom Bierwirt Moser Sepp am Münchner Marienplatz im Gasthof "Zum Ewigen Licht." Der Sepp hatte eigentlich Kalbsbratwürstel produzieren wollen, doch waren ihm die dafür vorgesehenen Schafsdärme ausgegangen. Weil aber schon viele Gäste Würste bestellt hatten, füllte er das Kalbsbrät einfach in dickkalibrige Schweinsdärme.
Weil er nicht wusste, ob diese Würste auch problemlos braten ließen, brühte er sie vorsichtshalber nur. Fertig war die Weißwurst. "Pfennigguat, Sepp" jubelten die frühen Gäste hinterm Weißbier über die "Weißwürst". Wer zu den Würsten "Weißwürstel" sagt, blamiert sich im übrigen bei jedem Bayern als unwissender Preuße.
Emilia Müller nutzte natürlich den Festakt, um auch Politik zu machen. Sie zog den so genannten Weißwurstäquator streng entlang der Donau, erklärte ihn zum "Symbol der Abgrenzung von allen nördlich davon lebenden feindlichen Preußen" und sprach diesen Menschen jeglichen Weißwurst-Sachverstand ab. Das gab ihr Gelegenheit, Susanne Kastner, fränkische SPD-Bundestagsvizepräsidentin politisch als "Unwissende" abzustrafen.
Sie hatte tags zuvor CSU-Generalsekretär Markus Söder wegen flegelhaften Benehmens gegen Bundespräsident Köhler zum Rücktritt aufgefordert. Dumm nur, dass kurz danach der Franke Michael Glos das Weißwurst-Fest besuchte. Er wisse alles über die Weißwurst tönte der Bundeswirtschaftsminister: "Wer zu viel davon isst, wird dick." Und dann zahlte er es den richtigen Bayern heim. Glos zur zu stern.de: "Wir Franken werden die Weißwurst in Ehren halten, auch wenn es jetzt in Bayern bald einen fränkischen Ministerpräsidenten gibt."