200 Jahre Skat Vereine stecken in der Altersfalle

Was in anderen Ländern Poker oder Bridge ist, ist den Deutschen der Skat. Vor 200 Jahren wurde es erfunden, doch mittlerweile sind neue Skatbrüder rar.

Die Geburtsurkunde ist eine Kladde, in der Altenburger Spieler ihre Gewinne notieren. Am 4. September 1813 wird dort erstmals ein neues Spiel namens "Scat" verzeichnet. Seither hat es seinen Siegeszug angetreten und gehört zum deutschen Kulturgut wie Sauerkraut und Schrebergarten. Doch mancher Anfänger hat seine liebe Mühe etwa mit dem Reizen. Nach Angaben des Deutschen Skatverbandes spielen hierzulande 15 bis 20 Millionen Menschen Skat. Viele Verbandsgruppen sitzen jedoch in der Altersfalle und haben Mühe, neue Skatbrüder und -schwestern zu gewinnen.

Die Altenburger Männertruppe, die als die Väter des Skats gelten, hätten sich jede Woche zu einem Spieleabend getroffen, erzählt Renate Reinhold vom Schloss- und Spielkartenmuseum der Stadt. "Üblich waren damals Tarock und andere Spiele, die dem Zufall unterliegen und das Denken wenig beanspruchen", erklärt die Fachfrau. "Das war den Altenburger Bürgern zu langweilig." So kombinierten sie Elemente aus L'Hombre, Schafkopf, Solo und Tarock und schufen damit ein neues Spiel.

Dessen Name sei aus dem Lateinischen für "weglegen" abgeleitet und bezieht sich auf die beiden verdeckt abgelegten Karten. "Das Interessante am Skat ist: Man kann mit guten Karten verlieren und mit schlechten gewinnen. Es gibt eine Vielzahl an Varianten und damit einen großen Unterhaltungswert."

Internationales Skatgericht versucht zu schlichten

Vor allem von Studenten und Soldaten wurde das Spiel in den späteren Jahren verbreitet. Dabei entstand ein Wildwuchs an Spielweisen, und das Spiel entwickelte sich über Jahrzehnte weiter. "Ursprünglich war es so, dass die Karten verteilt wurden und Vorhand immer das Spiel machen musste - egal ob mit guten oder schlechten Karten", sagt Peter Luczak, der als Präsident des Internationalen Skatgerichts oberster Hüter der Regeln ist. "Da gingen mehr als 80 Prozent der Spiele verloren. Das macht keinen Spaß." Deshalb sei das Reizen dazugekommen, über das der Alleinspieler bestimmt wird.

Um die Spielregeln zu vereinheitlichen, wurde 1927 ein Gremium gegründet, dass aus den vorhandenen Bestimmungen eine einheitliche Skatordnung erarbeiten sollte. Sie wurde ein Jahr später verabschiedet und bis heute immer weiter präzisiert.

Nichtsdestotrotz landen jedes Jahr etwa 400 schriftliche Anfragen bei Luczak und seinen Skat-Richterkollegen. Die stammten meist von Hobbyspielern. "Oft sind es Fragen etwa zu Kontra, Re und Ramsch, die noch nie in der Skatordnung verankert waren", erläutert Luczak, der seit mehr als 20 Jahren dem Skatgericht angehört. "Deshalb können wir in solchen Fällen auch keine Entscheidung treffen." Damit der gesellige Skatabend nicht in Streit mündet, rät er, sich vorher auf die genauen Regeln zu verständigen.

Vereine altern vor sich hin

Im Jubiläumsjahr hat es das Spiel allerdings zunehmend schwer, in der Gunst von Kindern und Jugendlichen mit Spielkonsolen und neuen Medien zu konkurrieren. Luczak weiß das aus eigener Erfahrung, konnte er doch an Weihnachten seine sieben Enkel allesamt nicht für ein Spiel gewinnen. Der Deutsche Skatverband schickt deshalb erfahrene Spieler in Schulen, die Schülern das Spiel beibringen. In der Spitze seien es zuletzt mehr als 500 Kinder und Jugendliche gewesen, die mitmachten, berichtet Verbandspräsident Peter Tripmaker. Hinzu komme aber, dass immer weniger Ältere bereit seien, einem Verein beizutreten, auch wenn sie dem Skatspiel frönen.

So hat der Verband in den vergangenen zehn Jahren laut Tripmaker etwa 8000 Mitglieder verloren - etwa 23.800 sind es derzeit. Das Durchschnittsalter ist hoch. Dass dem Spiel der Nachwuchs ausgeht, glaubt er aber nicht. Denn die Vereine böten auch mit Ausflügen und anderen Aktionen Geselligkeit, die daheim vorm Computer nicht zu finden sei. So hofft Tripmaker, dass sich die Mitgliederzahlen in den kommenden Jahren stabilisieren werden. Dabei setzt der Verband auch auf andere Kartenspiele. "Bei größeren Veranstaltungen bieten wir immer auch Rommé an", erklärt er. "Dann können auch die Frauen der Skatspieler zu den Turnieren mitkommen und da mitspielen. Das fördert den Familiensinn." Überlegt wird, Rommé künftig als Untergruppe des Verbandes aufzunehmen.

Größere Aufmerksamkeit für das Kartenspiel erhoffen sich die Experten von zahlreichen Aktionen im Jubiläumsjahr. Dazu sind bundesweit 200 Turniere geplant, von denen die ersten schon in diesem Monat starten. Auch steht eine Feier samt Prominententurnier am 4. und 5. September im Altenburger Schloss auf dem Programm. Das Schloss- und Spielkartenmuseum in der Heimat des Skatspiels will Anfang Juni eine Ausstellung zum Jahr 1813 eröffnen, in der es um die Völkerschlacht bei Leipzig und das Skatspiel gehen soll.

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