Berliner Zoo Kuschelig, süß, teuer: Pandas Pit und Paule werden vier

Im Januar 2023 waren Pit und Paule zum ersten Mal für die Besucher des Berliner Zoos zu sehen 
Im Januar 2023 waren Pit und Paule zum ersten Mal für die Besucher des Berliner Zoos zu sehen 
© Jörg Carstensen / DPA
Die Pandas Pit und Paule zählen zu den Lieblingen im Berliner Zoo. Bald feiern sie ihren vierten Geburtstag. Dabei sollten sie eigentlich längst in China sein. Wie geht es weiter mit ihnen?

Das Entzücken vor dem Gehege der Panda-Zwillinge Pit und Paule ist groß. An einem Tag Anfang August jauchzen Kinder vor Freude, Besucher schlagen beglückt die Hände vors Gesicht und machen eifrig Fotos, während sie dicht gedrängt vor der Glasscheibe stehen. Die zwei Pandas scheint der Hype um sie wenig zu beeindrucken: Einer frisst unablässig Bambus, der andere hängt in einer etwas unbequem aussehenden Position mit den Vorderbeinen über einem Holzbalken und schläft. Seit kurzem sei das seine Lieblingsposition, sagt Tierpfleger Marvin Dufke.

Auch wenn sie – verglichen mit Menschenjahren – mittlerweile zu stattlichen Teenagern herangewachsen sind, versetzen Pit und Paule Panda-Fans nach wie vor in helle Aufregung. Am 31. August feiern sie ihren vierten Geburtstag im Zoo. Dabei sollten die Tiere eigentlich längst nicht mehr in Berlin weilen, sondern in die Aufzucht- und Forschungsstation im chinesischen Chengdu umgezogen sein. So sieht es der Vertrag mit den chinesischen Geschäftspartnern vor. Nicht nur die erwachsenen Tiere, auch der im Ausland geborene Nachwuchs gehören China.

Schuld an der Verzögerung sei die Corona-Pandemie mit ihren Reiseeinschränkungen, erklärt Zoodirektor Andreas Knieriem. Dadurch sei bei den weltweiten Rückführungen von Panda-Jungtieren eine Art "Stau" entstanden. Die Ausreise der Panda-Brüder verzögere sich auf unbestimmte Zeit. "Wir hoffen, dass es in den nächsten zwölf Monaten dazu kommt", sagt Knieriem. 

Pit und Paule sind einzige Pandas in Deutschland

Große Pandas gelten nicht nur als niedlich, sie sind auch äußerst selten. In freier Wildbahn lebten im Jahr 2015 – laut World Wide Fund For Nature (WWF) das Jahr mit der letzten bestätigten Zählung – etwas mehr als 1800 Große Pandas in China. In Zoos waren es 2019 weltweit 600. Da die Tiere ausgesprochene Sex-Muffel und die Weibchen nur drei Tage im Jahr fruchtbar sind, ist eine Vermehrung bereits in freier Wildbahn schwierig. Dass im Jahr 2019 eine Paarung zwischen Pit und Paules Eltern Meng Meng und Jiao Qing gelang, war daher eine kleine Sensation und ein wichtiges Symbol für den Artenschutz. Die vier Bären sind deutschlandweit die einzigen ihrer Art.

"Wir haben sogar die Besucherzahlen von Knut übertroffen", sagt Knieriem. Die Geburt des Eisbärjungen Knut bescherten dem Zoo knapp 3,2 Millionen Besucher im Jahr 2007 (2006: rund 2,5). Im Geburtsjahr von Pit und Paule (2019) waren es rund 3,7 Millionen Besucher, im Jahr 2022 rund 3,6 Millionen.

Pit und Paule kosten den Berliner Zoo viel Geld, vor allem der Bambus sei sehr teuer
Pit und Paule kosten den Berliner Zoo viel Geld, vor allem der Bambus sei sehr teuer
© Hannes P. Albert / DPA

Zweimal am Tag gibt es eine kommentierte Fütterung der Pandas, im Zoo-Shop dominiert von Panda-Socken über Panda-Kuscheltiere und Panda-USB-Sticks das Schwarz-Weiß. Sogar die Anlage – der sogenannte Panda Garden – ist Knieriem zufolge strategisch so gebaut worden, dass man vom Zoo-Eingang aus schnell zu ihm gelangt. Doch für die Haltung der Pandabären nimmt der Zoo auch sehr viel Geld in die Hand, nicht zuletzt beim Futter. "Der Bambus kostet extrem viel Geld", sagt Knieriem. 

Hinzu kommen die Kosten für den sogenannten Kompensationsbeitrag, den der Zoo China für die vier Tiere zahlt. Rund eine Million US-Dollar bekommen die Chinesen pro Jahr, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Knieriem will sich zu den Zahlen nicht äußern und macht auch zu den Jungtieren keine Angaben, sagt aber, dass sich die Kosten in 70 Prozent für Panda-Artenschutzprojekte, 20 Prozent für die Forschung in Chengdu und 10 Prozent für die chinesische Verwaltung aufteilen.

Berliner Zoo erhielt Pandas als Zeichen der Freundschaft

Das Land der Mitte überlässt die Bären aus eigener Zucht nur ausgewählten Ländern. Panda-Diplomatie wird das auch genannt. Kritiker sagen, dass China Pandabären als Belohnung für Länder einsetzt, mit denen es Handelsabkommen unterzeichnet, wie Sarah Eaton, Professorin für Transregionale Chinastudien an der Humboldt-Universität, erklärt. Pandas seien nie der entscheidende Faktor in den bilateralen Beziehungen zwischen China und anderen Ländern, aber sie dienten als ein starkes Symbol für guten Willen und Freundschaft, sagt Eaton.

Pit und Paule sind die Zuschauerlieblinge im Berliner Zoo
Pit und Paule sind die Zuschauerlieblinge im Berliner Zoo

Für Knieriem spielt das politische Geschäft mit den Pandas eigenen Angaben zufolge keine Rolle – und selbst wenn: "Solange es nach demokratischen Regeln abläuft, unterstützen wir in der Politik alles, was gut für den Naturschutz ist." Auch wenn es eine teure Angelegenheit sei, gebe er für den Erhalt der Pandas "mit gutem Gewissen" Geld aus. Der Zoo finanziert sich eigenen Angaben zufolge aus Eintrittsgeldern und Spenden und trägt allein die Kosten für die Pandas.

Für niedliche Bewohner soll auch nach Pit und Paules Auszug gesorgt werden: "Nachwuchs ist wieder geplant", versichert der Direktor. Nun soll aber erst einmal gefeiert werden: Zum vierjährigen Geburtstag der Zwillinge soll es spezielle Aktionen für Besucherinnen und Besucher geben – und eine pandagerechte Torte für Pit und Paule.

DPA
Mia Bucher / nim

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema