Im Internet bleiben Kinderporno-Seiten trotz Löschungsbemühungen oft noch tagelang abrufbar. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden bestätigte am Donnerstag einen Bericht der Zeitung "Die Welt", wonach 40 Prozent der Seiten nach einer Woche noch auf den Computer geladen werden können. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wertete die Zahlen allerdings als "nicht repräsentativ".
Bis zum Verschwinden der Seiten gebe es "immense Zugriffszahlen", berichtete die "Welt" unter Berufung auf die BKA-Untersuchung. Die Behörde untersucht nach Angaben eines Sprechers im Auftrag der Bundesregierung das Prinzip "Löschen statt Sperren". Dazu lägen jetzt erste Ergebnisse vor. Weitere Details zu den Untersuchungen wollte der Sprecher nicht nennen.
Bei den Zahlen handelt es sich laut Leutheusser-Schnarrenberger lediglich um Monatsstatistiken für Januar bis Mai 2010. Diese seien "nicht repräsentativ", erklärte die Ministerin. Die kurze Laufzeit des BKA-Arbeitsschwerpunktes "löschen statt sperren" lasse sicher keine Rückschlüsse auf die Effektivität zu. Belastbare Zahlen hingen auch von den künftigen personellen Ressourcen ab.
Bayerns Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) forderte Leutheusser-Schnarrenberger auf, ihren Widerstand gegen das Sperren von kinderpornographischen Webseiten aufzugeben. Es sei "unverantwortlich", die Augen davor zu verschließen, dass das Löschen von entsprechenden Seiten auf internationalen Servern kaum machbar sei, erklärte Schneider. Deshalb müsse der Zugang zu diesen "abscheulichen Seiten" durch Internetsperren erschwert werden. Es müssten die Wege sowohl des Sperrens als auch des Löschens genutzt werden, um gegen Kinderpornografie im Internet vorzugehen.