Sie können knapp zehn Meter groß und zehn Tonnen schwer werden: Killerwale. Zehntausende von ihnen sind schätzungsweise in den Weltmeeren zuhause, aber nicht alle. Kiska, bekannt als der wohl einsamste Wal der Welt, fristete jahrzehntelang ihr Dasein in einem Pool in einem kanadischen Freizeitpark. Jetzt ist der Orca verstorben.
Laut offiziellen Angaben verstarb Kiska am Donnerstag, eine Obduktion sei durchgeführt worden. In den vergangenen Wochen habe sich der gesundheitliche Zustand des Meeressäugers verschlechtert. In einem Statement, das von lokalen Medien aufgegriffen wurde, gibt Marineland an den Niagarafällen in Ontario an, dass sowohl Pfleger als auch Experten alles für Kiskas Wohlbefinden getan hätten und "ihren Verlust betrauern". Kiska wurde etwa 47 Jahre alt. In Wildnis lebende weibliche Orcas werden im Durchschnitt zwischen 50 und 80 Jahre alt
Orca mehr als vier Jahrzehnte in Gefangenschaft
Kiska lebte mehr als vier Jahrzehnte im Marineland. Gefangen wurde der Wal 1979 in isländischen Gewässern zusammen mit Keiko, der durch den Film Free Willy bekannt wurde. Einige Jahre waren die Wale gemeinsam in dem Freizeitpark untergebracht, seit 2011 lebte Kiska allein in der Anlage. Sie war der letzte Wal, der legal in Kanada in Gefangenschaft leben durfte.
"World Animal Protection ist untröstlich über den Tod von Kiska, Marinelands letztem lebenden Orca, aber dank der Änderungen der Bundesgesetzgebung wird Kiska der letzte Orca sein, der in Kanada in Gefangenschaft lebte", zitiert "CityNews Everywhere" Michèle Hamers, World Animal Protection's Wildlife Campaign Manager.
Seit 1961 werden Orcas in Gefangenschaft gehalten, Whale and Dolphin Conservation (WDC) schätzt die Zahl der in freier Wildbahn gefangenen Schwertwale auf mindestens 166. 130 davon seien inzwischen tot. Aktuell wird die Zahl der noch in Gefangenschaft lebenden Orcas auf 54 geschätzt, davon wurden 25 in freier Wildbahn gefangen, 29 in Gefangenschaft geboren. Kiska brachte während ihrer Zeit im Marineland fünf Kälber auf die Welt, alle verstarben früh.

Wale als Showelement im Freizeitpark
"Es ist herzzerreißend zu wissen, dass Kiska niemals die Chance haben wird, in ein Walschutzgebiet umgesiedelt zu werden und die Freiheit zu erleben, die sie so sehr verdient hat", sagte Camille Labchuk, Geschäftsführerin von Animal Justice, in einer Erklärung. Die gemeinnützige Truppe setzt sich für den Schutz und die Rechte von Tieren ein und fordert jetzt, dass die Ergebnisse der Obduktion des Wales veröffentlicht werden. "Wir fordern Gerechtigkeit für das, was Kiska in den Händen von Marineland erleiden musste", so Labchuk weiter. Der Freizeitpark solle für die unrechtmäßigen Qualen, die Kiska in ihren letzten Lebensjahren erlitten habe, strafrechtlich verfolgt werden.
Kiska gehörte viele Jahre lang zu den Attraktionen des Parks und trat in Shows auf. Seit mehr als zehn Jahren war der Wal allerdings in "Ruhestand". Im Dezember 2021 wurde von seiten der regionalen Polizei Anklage gegen den Freizeitpark erhoben, weil man dort Delfine und Wale trotz nationalen Verbots zu Unterhaltungszwecken gehalten habe. Ende 2022 wurde die Anklage fallen gelassen.
Quelle: Reuters, CBC, WDC, CityNews Everywhere