Das spanische Postamt (Correos) hat anlässlich des Europäischen Monats der Vielfalt und zum Jahrestag der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd ein Briefmarkenset eingeführt, dass die rassistische Ungleichheit widerspiegeln soll. Die vier Marken entsprechen vier Hautfarben – je heller die Marke, desto wertvoller ist sie.
Kritiker: Aktion "versehentlich rassistisch"
In der Pressemitteilung des staatlichen Unternehmens heißt es, man wolle mit der Aktion "das Bewusstsein für Vielfalt, Inklusion und Gleichberechtigung" schärfen. Durch die unterschiedlichen Werte – eine schwarze Briefmarke ist nicht halb so teuer wie eine weiße – würde jeder Brief "zu einem Spiegelbild der durch Rassismus geschaffenen Ungleichheit". Das Set sei in Zusammenarbeit mit der unabhängigen Organisation "SOS Racismo" entstanden und könne im Correos-Onlineshop gekauft werden. Außerdem habe man mit dem Rapper El Chojin eine prominente Stimme für die Kampagne gewonnen.
Medienberichten nach zu urteilen stieß die Aktion auf ein gemischtes Echo. Laut der katalanischen Tageszeitung "El Periódico" bezeichneten Kritiker die Briefmarken als "versehentlich rassistisch". Mora Gerehou, Autor eines Buches über Rassismus in Spanien, habe dem Postamt zwar gute Absichten, jedoch letztlich das Senden einer rassistischen Botschaft unterstellt. Solche Kampagnen würden "im Wesentlichen von weißen Menschen" entworfen, weil es vielen Unternehmen an Vielfalt in der Belegschaft mangele. Nach offiziellen Daten gab es in Spanien zwischen 2016 und 2019 einen mehr als 20-prozentigen Anstieg von rassistisch und fremdenfeindlichen motivierten Hassverbrechen.

Postamt veröffentlichte bereits ähnliche Sets
Der spanischen Zeitung "El País" zufolge hat Correos bereits mehrere solcher Kampagnen gestartet: So sei etwa eine Briefmarkensammlung im Gedenken an die Opfer der Coronapandemie erschienen. Letztes Jahr gab Correos anlässlich des "Pride Months" eine Briefmarke in Regenbogenfarben heraus. Besondere Aufmerksamkeit habe das Set der "Protest Stamps" erhalten, das Ende 2019, kurz vor dem Klimagipfel in Madrid veröffentlicht wurde. Auf zehn verschiedenen Marken waren damals Illustrationen mit Botschaft abgebildet, die auf weltweiten Protestbannern bei Klima-Demonstrationen zu sehen gewesen seien.
Quellen: "El País"; "El Periódico"; Pressemitteilung Correos; "Washington Post"