Traditionell gilt Kolumbien als das Exportland von Kokain schlechthin – vor allem natürlich durch den legendären Drogenbaron Pablo Escobar. Alle Versuche der Regierung, den Kartellen Einhalt zu gebieten, hatten bisher wenig bis gar keinen Erfolg.
Präsident Gustavo Petro bringt deshalb einen radikalen Strategiewandel ins Spiel. Laut dem kolumbianischen Nachrichtenportal "Columbia One" spricht er sich für eine Legalisierung von Kokain aus – und zwar weltweit. Bei einer Ministerratssitzung, die im nationalen Fernsehen übertragen wurde, sagte Petro, das weiße Pulver sei "nicht schlimmer als Whisky". Dass Kokain trotzdem illegal sei, liege nicht an den Gesundheitsrisiken, sondern vor allem daran, dass es vornehmlich in Lateinamerika produziert werde.
Kokain könnte "wie Wein" verkauft werden
Petro ist der erste linke Präsident in Kolumbien und kam 2022 ins Amt. Sein ungewöhnlicher Vorstoß ist der nächste Versuch, die Drogenkriminalität einzudämmen. "Das Geschäft könnte leicht zerstört werden, wenn Kokain weltweit legalisiert würde. Es würde sich wie Wein verkaufen", sagte der Politiker. Das größte Problem der USA, wohin ein großer Teil des Kokains geschmuggelt wird und die seit Jahrzehnten an der Drogenbekämpfung in Kolumbien mitarbeiten, sei außerdem nicht Kokain, sondern Fentanyl.
Von einer Legalisierung würde darüber hinaus in Form von Steuereinnahmen auch der Staat profitieren. Dieses Geld möchte Petro dann in andere Projekte zur Bekämpfung von "schädlicheren Substanzen" investieren – als Beispiel nennt er Alkohol. Auch Präventionsmaßnahmen für Jugendliche könnten so finanziert werden.
Experten warnen vor Risiken von Kokain-Konsum
Bisher verdienen an der Kokainproduktion und dem Schmuggel nur Kriminelle. Durch effizientere Herstellungsmethoden ist die Produktion von Kokain in den USA in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Schon nach seiner Wahl hatte Petro verkündet: "Der Krieg gegen die Drogen ist gescheitert."
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnen vor den Gesundheitsrisiken durch Kokain-Konsum. Da der Kick bald nachlasse, mache die Droge schnell süchtig. Es könne zu einer Überbeanspruchung des Körpers kommen. Als mögliche Nebenwirkungen werden unter anderem Krampfanfälle mit Muskelzuckungen, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Wahnvorstellungen und Atemversagen genannt. Außerdem kann es zu einem Kokainschock mit starkem Blutdruckabfall kommen, der in einem tödlichen Kreislaufzusammenbruch enden kann.