Haushaltsberatungen, Truppenbesuche, Recherchen zu angeblichen Folterfotos, Nahost-Reise, Kabinettssitzung, Vorträge, Vorbereitung neuer Afghanistan-Reise und NATO-Gipfel und wieder Etatgespräche, Truppenbesuche etc. - ein 16-Stunden-Arbeitstag folgt dem nächsten. "Da fällt selbst ein Elefant um", hieß es am Donnerstag in der Umgebung von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD), der am Morgen einen Schwächeanfall erlitten hatte. Am Mittag war er nach Angaben seines Ministeriums auf dem Weg der Besserung. Er wollte schon wieder wissen, was in der Zeitung steht - ein gutes Zeichen.
Minister sind eben auch nur Menschen und bei aller Kritik, die sie wegen unliebsamer Entscheidungen auf sich ziehen mögen, ist ihr Arbeitspensum häufig überdurchschnittlich und durchaus ungesund. Ungestört oder gar allein ist Struck schon auf Grund der vom Bundeskriminalamt verordneten Sicherheitsstufe eins nicht mehr. In welche Ecke der Welt er sich auch zurückzieht, seine Leibwächter sind immer dabei, die Leitung zum Ministerium ist immer geschaltet.
In den 80ern zwei Herzinfarkte
Struck hatte in den 80er Jahren zwei Herzinfarkte. "Ich habe dem Tod in die Augen gesehen. Seitdem bin ich gelassener", sagt er dazu. Äußerlich wirkt der Pfeifenraucher auch stets ausgeglichen, was aber nicht heißt, dass er sich nicht maßlos ärgern kann - etwa über antisemitische Tendenzen in der Bundeswehr oder ungerechte Vorwürfe gegen Soldaten wie die Gerüchteküche über Folterbilder. Doch er verliert nicht die Beherrschung, sein Ton wird nur ruppiger.
In der Truppe wird der 61-Jährige gerade wegen seiner klaren Sprache und Berechenbarkeit geschätzt. Mitarbeiter sprechen von einem menschlichen und respektvollen Umgang des Ministers. Seit Georg Leber (SPD) als Ressortchef (1972 bis 1978) sei kein Verteidigungsminister mehr so beliebt gewesen wie Struck, heißt es vielerorts. Für die SPD und Kanzler Gerhard Schröder hat er sich ziemlich unentbehrlich gemacht. Nach der Entlassung von Rudolf Scharping (SPD) 2002 war Struck als Verteidigungsminister eingesprungen und in den jüngsten Debatten über die Lage des Kabinetts sogar als Kanzler gehandelt worden.
Den Rat der Ärzte befolgte er nicht
Vor wenigen Wochen war der Motorradfahrer Struck unglücklich mit seiner Maschine gestürzt und hatte sich am Bein verletzt. Den Rat der Ärzte, sich zu schonen, keine Flugreisen zu machen, befolgte er nicht. Das Ministeramt ließ dies in seinen Augen nicht zu. Vermutlich hätte er aber in seiner Zeit als SPD-Bundestagsfraktionschef, erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion oder als Rechtsanwalt beim Amtsgericht seiner Heimatstadt Uelzen ähnlich gehandelt.
Wie stark sein Pflichtbewusstsein ist, zeigte ein Abend im Juli vor zwei Jahren. Damals beorderte ihn der Kanzler nach Hannover, um über Scharpings Verfehlungen zu sprechen. Strucks Frau ermahnte ihn noch vergeblich: "Komm mir nicht als Verteidigungsminister wieder."