Der erste private Raumtransporter der Geschichte ist am Dienstagmorgen ins All gestartet. Der unbemannte "Dragon" (deutsch: Drache) hob pünktlich um 03.44 Uhr Ortszeit vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Staat Florida ab. Er soll Ausrüstung und Lebensmittel zur Internationalen Raumstation ISS bringen, die derzeit etwa 390 Kilometer über der Erde ihre Bahnen zieht. Starthilfe gab der Kapsel die ebenfalls private Falcon-9-Rakete. Die Nasa-Techniker an der Bodenstation jubelten nach dem Bilderbuchstart und lagen sich in den Armen. Der vorangegangene Versuch am Samstag war wegen eines defekten Ventils an einem Triebwerk der Rakete in letzter Minute abgebrochen worden. Kapsel und Rakete wurden vom kalifornischen Unternehmen SpaceX entwickelt.
"Der Tag heute markiert eine neue Ära der Forschung. Ein Privatunternehmen hat ein Raumschiff zur Internationalen Raumstation gestartet, das dort zum ersten Mal versucht, anzudocken", sagte Nasa-Chef Charles Bolden. "Ich möchte SpaceX zum erfolgreichen Start gratulieren." Er lobte auch das begleitende Nasa-Team, das alles erst möglich gemacht habe. Obwohl noch eine Menge Arbeit zu tun sei, sei der Start schon mal sicher gelungen.
Das Andockmanöver ist für Freitag ab etwa 14 Uhr (MESZ) geplant. Wie schon der Start, soll auch das Andockmanöver auf Nasa.tv live im Internet übertragen werden. Dabei werde ein Roboterarm der ISS nach dem Dragon greifen und die Kapsel heranziehen.
Mehr Unabhängigkeit von Russland
SpaceX hat mit der US-Weltraumbehörde Nasa einen hoch dotierten Vertrag über insgesamt zwölf Transportflüge zur ISS abgeschlossen. Auf ihrem dreitägigen Weg dorthin wird die weiße Kapsel bereits an der ISS vorbeifliegen, bevor sie die genaue Position zum Andocken erreicht. "Dragon macht alles automatisch und hat eine hoch entwickelte Technik an Bord", erklärte SpaceX-Gründer Elon Musk dem TV-Sender CNN. "Es gibt niemanden, der Dragon mit einem Joystick manövriert, so wie in der Apollo-Ära."
Bei ihrem Testflug hat "Dragon" über 500 Kilogramm Ladung für die ISS an Bord, vor allem Lebensmittel. Auf dem Rückflug wird der Weltraumfrachter über 600 Kilogramm Müll an Bord haben. Zwei Wochen soll das Weltraum-Rendezvous dauern.
Die Premiere des Drachen war ursprünglich für vergangenen November geplant, musste aber wegen technischer Probleme mehrfach verschoben werden. SpaceX will den Frachter so weiterentwickeln, dass damit bis Mitte 2015 auch Menschen ins All befördert werden können.
Nach der Ausmusterung der Space Shuttle verfolgt die Nasa das ehrgeizige Ziel, Menschen auf einen Asteroiden und dann auf den Mars zu bringen. Die Routine-Flüge zur ISS will sie dagegen auch privaten Anbietern überlassen. Derzeit hängen die USA für den Transport ihrer Astronauten komplett von Russland ab. Die Nasa zahlt für diesen Service mehr als 60 Millionen Dollar (etwa 47 Millionen Euro) pro Person pro Flug.