Mittelmeer Rätselraten um Sprengstoff-Frachter

Wurde ein Terroranschlag verhindert? Griechische Behörden haben ein mit 680 Tonnen Sprengstoff beladenes Frachtschiff gestoppt. Empfänger ist eine Briefkastenfirma im Sudan, die Ladung wurde falsch deklariert.

Griechische Spezialeinheiten haben ein Schiff mit 680 Tonnen TNT-Sprengstoff und einer großen Menge von Zündern beschlagnahmt. Wie der griechische Minister für Handelsschifffahrt, Giorgos Anomeritis, bei einer Pressekonferenz mitteilte, stand der Frachter auf einer "Schwarzen Liste" der internationalen Sicherheitsbehörden. Er ließ zunächst offen, ob der Fall einen terroristischen Hintergrund haben könnte. Die Art und Weise, mit der sich die "Baltic Sky" auf See bewegt habe, deute auf mögliche Verbindungen zum Terrorismus hin, hieß es in einer späteren Aussage des Ministers im Fernsehen. "Die Menge des Sprengstoffes könnte wie eine Atombombe wirken. Die Untersuchung geht weiter. Wir schließen nichts aus", sagte er im Fernsehen.

Wie griechische Medien weiter berichteten, habe die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die siebenköpfige Besatzung des Schiffes erhoben wegen illegalen Besitzes und Transport von Sprengstoff. Die fünf Männer aus der Ukraine und zwei aus Aserbaidschan wären dazu verpflichtet gewesen, den Transport der gefährlichen Ladung den Behörden zu melden. Auch gegen den unbekannten Auftraggeber des Transports sei Anklage unter anderem wegen Handels mit Sprengstoff erhoben worden, hieß es. Das Schiff sei auf den Komoren registriert und gehöre der Gesellschaft Alpha- Shipping, die auf den Marshallinseln im Pazifik ihren Sitz habe.

Empfänger existiert nicht

"Das Schiff sollte ursprünglich nach Sudan fahren. Empfänger war eine Briefkasten-Firma in der sudanesischen Hauptstadt Khartum", erläuterte der Minister. Diese Firma habe nicht existiert. Aus diesem Grund hätten die Behörden die Route des Schiffes noch genauer beobachtet. Die 680 Tonnen Sprengstoff sind nach den Worten des Ministers "die größte Menge, die bislang im Mittelmeer sichergestellt werden konnte".

Die Abkürzung TNT steht für den chemischen Sprengstoff Trinitrotoluol. Er wird seit Ende des Ersten Weltkrieges vom Militär für Granaten und Bomben verwendet und heute modernen Sprengstoffen oft beigemischt, um die Detonationskraft zu erhöhen. Außerdem kann TNT im Straßen-, Tunnel- und Bergbau eingesetzt werden. Er gilt als leicht zu handhaben.

In Albanien gestartet

Wie der griechische Politiker weiter bekannt gab, sei der Frachter "Baltic Sky" Ende April in Albanien gestartet. Am 12. Mai befand sich das Schiff in Tunesien, wo es möglicherweise den Sprengstoff lud. Es fuhr anschließend nach Istanbul weiter. Seit dem 2. Juni bewegte sich die "Baltic Sky" im Mittelmeer im Raum des Ionischen Meeres. In der Nähe des kleinen Hafens Astakos im Westen Griechenlands wurde das Schiff in der Nacht zum Montag gestoppt.

Angst vor Anschlägen in Nordafrika

Nach mehreren Terroranschlägen in Nordafrika wächst in der Region die Furcht vor neuem Terror. Im Mittelmeer sind derzeit fünf NATO- Fregatten speziell im Kampf gegen den internationalen Terrorismus im Einsatz. Die NATO hatte ihre Mittelmeerflotte im Februar angewiesen, Handelsschiffe aus Mitgliedsländern vor allem in der Straße von Gibraltar zu schützen.

DPA

PRODUKTE & TIPPS