Port Said in Ägypten Gewalt in Fußballstadion fordert mehr als 70 Tote

Als der Abpfiff durch das Stadion in der ägyptischen Hafenstadt Port Said dröhnte, stürmten Zuschauer den Rasen und machten Jagd auf die gegnerische Mannschaft. Traurige Bilanz der Ausschreitungen: 70 Menschen starben, über tausend wurden verletzt.

Bei Ausschreitungen in einem ägyptischen Fußballstadion sind am Mittwoch mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 1000 Menschen wurden nach Regierungsangaben bei dem Spiel in der Hafenstadt Port Said verletzt. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Fans den Rasen stürmten und Spieler der Gastmannschaft jagten. Stadionbesucher gerieten in Panik, wurden tot getrampelt oder stürzten von den Rängen. "Das hat mit Fußball nichts zu tun. Das ist Krieg und die Menschen sterben vor unseren Füßen", sagte ein Spieler der Gästemannschaft Al Ahli, einem der erfolgreichsten Teams in dem nordafrikanischen Land. Die Armee setzte Hubschrauber ein, um Spieler und Fans in Sicherheit zu bringen.

Eine kleine Gruppe von Bereitschaftspolizisten versuchte erfolglos, Spieler zu schützen. Fans gelang es, die flüchtenden Sportler zu treten und schlagen. Der Fußballverband verschob einem Bericht des Staatsfernsehens zufolge alle weiteren angesetzten Partien auf unbestimmte Zeit. Fifa-Präsident Sepp Blatter sprach von einem schwarzen Tag für den Fußball: "Solch eine katastrophale Situation ist unvorstellbar und hätte nicht eintreten dürfen."

Stadiongewalt hat seit Revolten zugenommen

Die meisten Verletzten erlitten nach Angaben des stellvertretenden Gesundheitsministers Gehirnerschütterungen und Schnittwunden. Die Unruhen waren gegen Ende der Partie zwischen Al Ahli und der Heimmannschaft al-Masri ausgebrochen, als Fans von Al Ahli Anhänger des Gastgebers beschimpften. Nachdem ein Fan mit einer Eisenstange bewaffnet auf den Rasen lief, stürmte die Menge den Platz. Auch in der Hauptstadt Kairo kam es zu Ausschreitungen. Kurz nachdem der Schiedsrichter von den Tumulten in der Mittelmeerstadt erfahren hatte, brach er das Spiel ab, woraufhin Fans Teile des Stadions anzündeten.

Seit Ausbruch der Revolten in arabischen Ländern vor mehr als einem Jahr hat die Gewalt in Fußballstadien in der Region deutlich zugenommen. Der regionale Parlamentsabgeordnete Albadri Farghali machte Anhänger des durch den Volksaufstand abgesetzten Präsidenten Husni Mubarak für die Gewalt verantwortlich. Die Sicherheitskräfte hätten die Zusammenstöße zu verantworten oder sie mindestens geduldet. "Der Kopf des Regimes ist gefallen, aber seine Männer sind noch in ihren Positionen." Etliche Ägypter misstrauen dem regierenden Militärrat, dessen Chef Mohamed Hussein Tantawi zwei Jahrzehnte lang unter Mubarak als Verteidigungsminister gedient hatte.

Reuters
Dina Zayed, Reuters/AFP

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