Entertainment gehört insbesondere auf mehrstündigen Langstreckenflügen für viele Passagiere dazu wie die kulinarische Verpflegung an Bord. Langweilig war es offenbar auch zwei Piloten der US-Fluggesellschaft Southwest Airlines auf einem Inlandsflug nach Phoenix. Anders ist die Aktion nicht zu erklären, mit der sich jetzt ein Bundesgericht beschäftigen muss. Laut Anklage wird den beiden vorgeworfen, auf einer der Toiletten an Bord eine Webcam installiert zu haben. Die Bilder vom "stillen" Örtchen sollen im Cockpit live auf einem Tablet zu sehen gewesen sein. Das behauptet eine Flugbegleiterin, die an Bord von Flug 1088 nach Phoenix (Arizona) war und die Piloten nun verklagt. Auch die Airline muss sich Vorwürfe gefallen lassen.
Spy-Cam im Cockpit: Streng geheime Maßnahme
Laut Klageschrift, aus der die "Washington Post" zitiert, war das Tablet an der Windschutzscheibe der Boeing 737-800 auf der linken Seite des Cockpits angebracht und habe Videos von Besatzungsmitgliedern und Passagieren, darunter auch Kinder, beim Toilettengang aufgezeichnet. Demnach sei die Stewardess nach zweieinhalb Stunden Flugzeit ins Cockpit gebeten worden, damit der Pilot auf die Toilette gehen kann. So weit so vorschriftsmäßig. Denn bei Southwest Airlines gilt, dass sich zu jeder Zeit zwei Personen im Cockpit aufhalten müssen. Die Flugbegleiterin entdeckte das Tablet, das Bilder aus der Toilette im vorderen Teil der Maschine zeigte. Auf Nachfrage soll der Co-Pilot ihr erklärt haben, dass es sich dabei um eine "streng-geheime Sicherheitsmaßnahme" handele, die Southwest in allen Boeing 737-800 installiert habe.
Southwest spielt Vorfall als Scherz herunter
Das Gegenteil sei der Fall, findet der Anwalt der klagenden Stewardess. Das Cockpit eines kommerziellen Flugzeugs sei kein Spielplatz für Spanner. Ein solches Verhalten lenke die Piloten ab und gefährde die Sicherheit, so Ronald Goldman. Konsequenzen hatte die mutmaßliche Ausspäh-Aktion für die Beschuldigten bisher nicht. Southwest Airlines dementierte gegenüber der "Washington Post" zwar, selbst Kameras installiert zu haben. Den Toiletten-Live-Stream ihrer Angestellten bezeichneten sie demnach lapidar als "inakzeptablen Versuch von Humor".

Zur Frage, ob die beschuldigten Piloten noch für Southwest fliegen und wie man sie gegebenenfalls bestrafen wolle, wollte sich die Airline mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. In dem möglichen Verfahren vor einem Bundesgericht in Arizona wird sich Southwest dann äußern müssen. Denn neben den Vorwürfen gegen die Piloten stehen die Aussagen von drei Flugbegleitern des Flugs 1088 im Raum. Demnach seien die nach dem Flug regelrecht schikaniert und übermäßig häufig Leistungs- und Drogentests unterzogen worden.
Quelle: "Washington Post"