Es waren Bilder und Temperaturen, die man eigentlich aus dem Juli kennt: Am Wochenende erlebte Südeuropa die erste Hitzewelle des Jahres – und das obwohl der Frühling offiziell noch gar nicht begonnen hat. In Spanien wurden reihenweise Hitze-Rekorde gebrochen. Touristen und Einheimische lagen bei knapp 30 Grad an den Stränden, von Samstag auf Sonntag war gar die erste tropische Nacht des Jahres zu verzeichnen, mit Temperaturen über 20 Grad Celsius.
Doch neben von dem viel zu frühen Sommereinbruch kämpfen die Behörden mit einer noch weitaus größeren Bedrohung: Die anhaltende Dürre ist eine Gefahr für die Trinkwasser-Versorgung von ganzen Regionen, wie etwa Katalonien. Wie die Regionalverwaltung mitteilte, werde in den kommenden Tagen eine "außerordentliche Aktion" gestartet, bei der der größte Stausee Kataloniens, "Pantá de Sau", systematisch leergefischt werden soll.
Dürre in Spanien bedroht Trinkwasserversorgung: Katalonien beginnt, Stausee leerzufischen
Wie unter anderem die spanische Zeitung "El Periodico" berichtet, speist der "Pantá de Sau" eigentlich weitere, kleinere Stauseen in der Umgebung. Er ist Ausgangspunkt für die Wasserversorgung einer ganzen Region. Nun aber läuft er trocken. Bis auf eine kurze Phase im Dezember habe es im Winter viel zu wenig Niederschläge gegeben. Normalerweise seien die Stauseen des Landes zu dieser Jahreszeit zu durchschnittlich zwei Drittel gefüllt. Der Wasserpegel des "Pantá de Sau" fiel nun aber bis auf zehn Prozent seiner Kapazität – der niedrigste Pegel seit 1990.
"Die Dürre ist außergewöhnlich, und wir müssen das Beste aus den wenigen verfügbaren Ressourcen machen", erklärt Elisabet Mas, Leiterin des Aktionsbereichs der katalanischen Wasserbehörde (ACA). Eine so ernste Situation habe es in Sau noch nie gegeben, es sei ein "Extremszenario", fügt sie hinzu.
Weil ein Ende der Dürre nicht in Sicht ist, sei es nötig, insbesondere die exotischen Fischarten, die sich im Stausee angesiedelt haben, zu entfernen. Experten gingen davon aus, dass sich mindestens 50 Tonnen dieser Fischarten im See befinden. Sollte der Pegel noch weiter fallen und die Wassertemperatur dementsprechend weiter steigen, sei ein Fischsterben dieser Arten zu erwarten. Die verrottenden Fische würden das Wasser ungenießbar machen, heißt es weiter. Die Auswirkungen wären fatal. Die verbleibenden zehn Prozent im Stausee können bis zu eine Million Menschen für ungefähr drei Monate versorgen. Sollte das Wasser verderben, würde die gesamte Trinkwasserversorgung der Region zusammenbrechen.
Fünf Fischerboote sollen eine Tonne Fisch pro Tag fangen
"Wenn wir nichts tun, werden die Fische sowieso sterben und den Zustand des Wassers beeinträchtigen", warnt Jordi Ruiz, Leiter der Abteilung für exotische Arten und Naturschutzprojekte der Abteilung für Klimamaßnahmen.
Um dieser Situation zuvorzukommen, sollen in den kommenden Tagen bis zu fünf Fischerboote etwa eine Tonne Fisch pro Tag aus dem Stausee fangen. Einheimische Arten sollen anschließend in naheliegenden Flüssen und Seen wieder ausgesetzt werden, die exotischen Fischen sollen gekeult werden.
Eine ähnliche, wenn auch kleinere Aktion hatte es bereits im extremen Hitzesommer 2005 gegeben. Damals entfernten die Behörden knapp 16 Tonnen Fische aus dem Gewässer, wie der britische "Guardian" berichtet. Auch damals befürchtete man, dass das Wasser durch die invasiven Fischarten ungenießbar werden könnte.
"Vater Rhein" verlässt sein Bett: Deutschlands längster Strom fällt trocken

Europaweite Bekanntheit erlangte der See im vergangenen Jahr. Der fallende Wasserpegel legte damals die Ruinen eines Kirchturms aus dem 11. Jahrhundert frei – ebenso wie ein Dorf, das in den 1960er Jahren überflutet worden war.
Quelle: El Periodico, The Guardian