Die Natur zählt zu den stillen Opfern des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Den Schaden zu beziffern, ist schwer – und alles andere als ungefährlich. Das ukrainische Umweltministerium hat eine Hotline eingerichtet, unter der die Bürger Umweltschäden melden können. Im Feburar wurde das Ausmaß der Zerstörung erstmals öffentlich beziffert. Zugleich ist es auch das erste Mal, dass die Umweltzerstörung in einem Krieg, in dem es vor allem um ziviles Leid geht, öffentlich diskutiert wird.
Eine, der die Natur ihrer Heimat am Herzen liegt, ist Kateryna Polianska. Vor der Invasion war sie Landschaftsökologin, hat sich mit Tieren, Pfanzen und Veränderungen in der Natur beschäftigt. Seit Russland ihre Heimat überfallen hat, untersucht sie, was Streumunition, Brände und Minen dort anrichten. Dafür reist sie durch das Land, streift die Front und erlebt Explosionen wie so viele ihrer Landsleute hautnah. Im Gespräch mit dem stern berichtet sie, was sie bei ihrer Arbeit erlebt.
Frau Polianska, warum sind Sie in der Ukraine geblieben, während viele andere im letzten Jahr weggegangen sind?
Tatsächlich habe ich die Ukraine einen Monat nach Kriegsbeginn verlassen und bin in die USA gegangen. Ich musste zwei Stipendienprojekte der Environmental Law Alliance Worldwide (ELAW) beenden. Es war eine sehr schwere Entscheidung, obwohl ich nur drei Monate weg war. Meine Familie blieb in der Ukraine und ich war froh, als ich im Sommer zurückkam. Als ich die Ukraine verließ, hatte ich ein schlechtes Gewissen.
Sind Sie deshalb zurückgekehrt?
Wir haben mein Stipendienprogramm geändert, damit ich die Auswirkungen des Krieges auf die Natur untersuchen und die Erfahrungen mit der Wiederherstellung von Ökosystemen nach Bränden sammeln kann.
Wie machen Sie das? In den betroffenen Regionen wird häufig noch gekämpft.