Anlässlich des Black History Month in den USA wollte die Polizei von Columbus und Miami ein Zeichen setzen. Mit eigens für den Anlass umgestalteten Streifenwagen bekennen sich die Behörden zu den Rechten von schwarzen US-Amerikanern, so die Idee. Angesichts der immer wieder aufflammenden Rassismus-Debatte ließ die Kritik allerdings nicht lange auf sich warten.
Umgestaltete Streifenwagen sollen Verbundenheit demonstrieren
Beim Black History Month gedenken die USA seit 1976 jeden Februar der Leistungen und Rolle der schwarzen US-Bürger in der Landesgeschichte. Die Polizei der Stadt Columbus im US-Bundesstaat Ohio hatte dazu einen "History 1" getauften Streifenwagen vorgestellt und ein entsprechendes Video auf Twitter veröffentlicht. Zu Beginn des eineinhalb-minütigen Clips, der mit einer musikalischen Version der weltbekannten "I have a Dream"-Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Marin Luther King unterlegt ist, sind die auf einer Mauer aufgesprühten Worte "Träume", "Freiheit" und "Gleichheit" zu lesen.
Im Anschluss sieht man das neu-designte Einsatzfahrzeug. Auf den Wagenseiten und auf der Motorhaube ist ein Streifen in den Farben des Black History Month zu sehen – Schwarz, Rot, Gelb und Grün. Auf der Heckscheibe prangt ein Zitat von King: "Sei der Frieden, den du in der Welt sehen möchtest." Der Streifenwagen soll "die Errungenschaften der Afroamerikaner feiern und ihre Rolle in unserer Geschichte anerkennen", heißt es in dem Tweet.
Für eine noch auffälligere "Botschaft" hat man sich im Sunshine State entschieden. Auch das Police Department von Miami stellte anlässlich des Gedenkmonats ein Sonderfahrzeug vor. Hier sind allerdings nicht nur die Farben und der Schriftzug präsenter. Auch die Umrisse des afrikanischen Kontinents, sowie hochgereckte, geballte Fäuste (Symbol für die Black-Lives-Matter-Bewegung) sind zu sehen. "Unter den Beamten, die bei der Enthüllung anwesend waren, befanden sich auch einige unserer allerersten schwarzen Polizeibeamten", twitterte die Polizei Miami.
Polizei erntet heftige Kritik
Unter den jeweiligen Twitter-Posts ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. "Derjenige, der das für eine gute Idee hielt, sollte gefeuert werden", kommentierte ein Nutzer. "Ich kann es kaum erwarten, das [Auto, Anm. d. Redaktion] in 0-36 Monaten im Hintergrund eines belastenden Bodycam-Videos über Polizeibrutalität zu sehen", schrieb ein anderer. Die Streifenwagen sorgten auch für reichlich Sarkasmus. "Wow, Sie haben es geschafft! Sie haben das Rassismusproblem in der Regierung gelöst!" und "Wie viele Beamte schrien: 'Hören Sie auf, sich zu wehren' und zogen das Magazin aus der Tasche, als sie es sahen?", hieß es. Abseits von reichlich Hohn und Spott posteten die Nutzer zahlreiche Links zu Medienberichten über Polizeigewalt.
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Den Vorwürfen, wonach die Polizei mit der fragwürdigen Aktion Steuergelder verschwende, widerspricht das Department von Miami. Die Umgestaltung sei stattdessen von der "Miami Community Police Benevolent Association" gestiftet worden, einer nach eigenen Angaben "historischen schwarzen Organisation" der Polizei von Miami. Wie das "National Public Radio" berichtet, erklärte der Künstler, der das Design entwickelte, dass frühere Entwürfe Bilder von Martin Luther King Jr. und dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama enthielten. "Zwei Dinge können gleichzeitig existieren", sagte er gegenüber dem Sender. "Es könnte noch mehr Arbeit zwischen der Polizeibehörde und der Zivilbevölkerung geleistet werden, während Polizisten und Zivilisten zusammenkommen, um die Geschichte der Schwarzen zu feiern."
Die Polizei von Columbus wehrte sich gegen die Kritik. Nach der Präsentation von "History 1" hätten sich Gemeindemitglieder positiv über die Geste geäußert, erklärte ein Pressesprecher der Behörde gegenüber dem US-Sender "NBC News". Außerdem würden schließlich auch zu anderen Anlässen, Polizeifahrzeuge geschmückt – etwa zum LGBTQ Pride Month, zum Breast Cancer Awareness Month oder zum Veterans Day. Doch macht besonders die Polizei von Columbus keine gute Figur im landesweiten Vergleich. Der Website "Police Scoreboard" zufolge, auf der Fälle von Polizeigewalt und Rassismus gelistet werden, ist die Zahl der Erschießungen durch Polizisten hier um 99 Prozent höher als in allen anderen Dienststellen der USA: Sie liege statistisch bei 15,5 Tötungen pro 100.000 Festnahmen. Vier von fünf Opfer seien Schwarze – obwohl sie nur 28 Prozent der Bevölkerung von Columbus stellten.
Black History Month 2023 thematisiert Polizeigewalt
Tatsächlich ist aber der Zeitpunkt der Aktion zumindest unglücklich. Nicht nur, dass die Debatte um Polizeigewalt nach der Tötung des jungen Schwarzen Tyre Nichols in Memphis zuletzt wieder massiv Fahrt aufgenommen hatte (der stern berichtete). Auch das diesjährige Motto des Black History Month konterkariert die Polizei-Aktion.
Jedes Jahr gibt es einen anderen Themenschwerpunkt. 2023 geht es um die "Black Resistance" (den Widerstand der Schwarzen) in der US-Geschichte. Dabei wird laut der NGO "Association for the Study of African American Life and History" untersucht, wie "Afroamerikaner sich seit den Anfängen der Nation gegen historische und andauernde Unterdrückung in allen Formen gewehrt haben, insbesondere gegen den Rassenterror von Lynchjustiz, Rassenpogromen und Polizeimorden".
Quellen: "National Public Radio"; "NBC News"; "Spiegel"