Verbrechen Amoklauf in Pforzheim

Ein 24-jähriger Angestellter schlug mit einem 75 Zentimeter langen Samurai-Schwert auf vier Kolleginnen ein. Eine Frau starb und drei überlebten schwer verletzt.

Murat Demir hat von dem Amoklauf am Dienstagvormittag in Pforzheim im Radio gehört. Der 31-jährige ist sofort zum Versandhaus Bader in die Maximilianstraße gefahren. Der Grund: "Meine Tante arbeitet hier", sagte er in die Mikrofone und Kameras der Journalisten am abgesperrten Tatort. Die Erleichterung ist ihm anzusehen, als er erfährt, dass seine Tante nicht unter den Opfern ist.

Die Polizei erfuhr per Notruf um 8.40 Uhr von der Bluttat. Sogleich sperrte sie das Gelände weiträumig ab. Der Tatort war im sechsten Stock des Verwaltungstrakts. Ein 24-jähriger Angestellter betrat mit einem 75 Zentimeter langen Samurai-Schwert die Marketing-Abteilung und schlug auf die vier Kolleginnen ein, die sich in der Nähe befanden. Die scharfe Klinge traf eine 27-Jährige am Kopf und spaltete den Stirnknochen. Die aus Litauen stammende Frau war sofort tot. Der Täter hieb das Schwert gegen drei weitere Kolleginnen im Alter von 20, 34 und 57 Jahren und verletzt sie schwer. Einer Frau trennte er fast den Oberarm ab, wie Karl-Heinz Arnitz, der Leiter der Polizeidirektion Pforzheim, berichtete. Eine der Verletzten wurde mit dem Rettungshubschrauber in eine Ludwigshafener Klinik verbracht. Die anderen Frauen wurden in nahe gelegene Krankenhäuser eingeliefert.

Vor dem Gebäude des Versandhauses Bader versammelten sich innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Menschen, darunter auch Helga R. Ihre Freundin arbeite in dem Versandhaus, sagte sie. Gleich nach der Bulttat habe sie mit ihr telefoniert. "Sie war geschockt", sagte Helga R. Die Mitarbeiter, die den Amoklauf mitbekommen haben, wurden kurz danach von Spezialisten des örtlichen Kriseninterventionsteams betreut.

In der Toilette tot gestellt

Der ledige Mann wurde von der Polizei in einer Toilette im sechsten Stock des Gebäudes gefunden. Er habe sich leblos gestellt, sagte Arnitz. Zuvor hatte er sich mit dem Schwert an beiden Unterarmen verletzt. Die Wunden wurden im Krankenhaus genäht, danach wurde der 24-Jährige von der Polizei vernommen.

Laut Polizei stammt der Täter aus dem westlichen Enzkreis nördlich von Pforzheim. Er war am Montagvormittag in eine Verkehrskontrolle geraten, bei der festgestellt wurde, dass er unter Alkoholeinwirkung stand. Er musste sich einer Blutprobe unterziehen, sein Führerschein wurde beschlagnahmt. Die Polizei hatte am Montag zum Start des Schulanfangs verstärkte Kontrollen an den Schulwegen durchgeführt. Er war ihr aufgefallen, weil er nicht angeschnallt war, wie Arnitz berichtete.

Der 24-Jährige arbeitete nach Angaben der Polizei seit zwei Jahren bei dem Versandhaus. Er sei bisher nur wegen Verkehrsdelikten aufgefallen, sagte Arnitz. Auch in der Firma sei er bislang nicht psychisch auffällig gewesen.

Der Amoklauf sprach sich in Pforzheim schnell herum. Bei der Polizei meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger. Vier Polizisten waren extra dazu abgestellt, die besorgten Bürger zu beruhigen. Eine Lehrerin rief beim Lagezentrum an und erklärte, sie habe sich und ihre Schüler ins Klassenzimmer eingeschlossen, wie Arnitz berichtete.

Oliver Schmale

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