Wieviele Menschen Charles Sobhraj auf dem Gewissen hat, ist bis heute unklar. Dem Franzosen mit indischen und vietnamesischen Wurzeln werden bis heute mehr als 20 Morde, unter anderem in Indien, Thailand und Nepal nachgesagt. Immer wieder war er den Behörden entwischt. Für seine Listigkeit erhielt der Mörder den Spitznamen "Die Schlange".
Bewiesen wurden dem Franzosen am Ende "nur" zwei Morde. 20 Jahre sollte er dafür hinter nepalesischen Gittern verbringen. Nach 19 Jahren Haft wurde er nun frühzeitig aufgrund seines Alters von inzwischen 78 Jahren und wegen guter Führung entlassen.
Der Oberste Gerichtshof von Nepal folgte damit einer Petition seiner Anwälte, die eine Haftverkürzung wegen gesundheitlicher Probleme gefordert hatten. Zudem können laut nepalesischem Gesetz Häftlinge bei gutem Verhalten nach Dreiviertel ihrer Haftstrafe entlassen werden. Zuvor hatte Sobhraj zwei Jahrzehnte in einem indischen Gefängnis eingesessen.
Das Leben der "Schlange" war mehrfach Thema von Büchern und Dokumentationen. Zuletzt inspirierte Sobhrajs Lebensgeschichte die Macher der britischen TV-Serie "The Serpent", die in Deutschland auf Netflix ausgestrahlt wurde.
Sobhraj führte die Behörden auch hinter Gittern vor
Sobhraj hatte in den 70er-Jahren junge Rucksacktouristen aus dem Westen auf dem bekannten "Hippiepfad" in Südasien ausgeraubt und ermordet. Sein Schema: Er soll seine Opfer angelockt, unter Drogen gesetzt, ausgeraubt und anschließend getötet haben. Weil die Leichen später oft in Badekleidung gefunden wurden, nannte man Sobhraj auch den "Bikini-Mörder".
Erst Mitte der 70er-Jahre gelang indischen Behörden seine Verhaftung. Dem britischen "Guardian" zufolge verbrachte er ab 1976 rund zwei Jahrzehnte in einem Hochsicherheitsgefängnis in Delhi – jedoch unter äußerst komfortablen Bedingungen. Die Gefängniswärter bestach er dem "Guardian" zufolge unter anderem mit Edelsteinen. Immer wieder gab er Journalisten teils abstruse Interviews, in denen er seine Verbrechen detailliert beschrieb. Zehn Jahre nach später gelang Sobhraj unter für ihn gewohnt spektakulären Umständen die Flucht, indem er die Wachen bei einer Party in seinem "Luxustrakt" unter Drogen setzte. Im Bundesstaat Goa wurde er jedoch wieder eingefangen.
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Nachdem er 1997 ohne Anklage entlassen wurde, kehrte Sobhraj nach Paris zurück, wo er angeblich ein luxuriöses Leben führte. Zum erneuten Verhängnis wurde ihm seine Rückkehr nach Nepal sechs Jahre später, wo ein Haftbefehl gegen ihn vorlag. 2004 wurde er in Kathmandu für den fast 30 Jahre zurückliegenden Mord an einer US-amerikanischen Rucksacktouristin und 2014 für die Ermordung ihres kanadischen Begleiters verurteilt. 2008 heiratete Sobhraj laut "Guardian" im Gefängnis die 44 Jahre jüngere Tochter seines Anwalts.
"Die Schlange" soll innerhalb von 15 Tagen Nepal verlassen und nie wieder zurückkehren.
Quellen: "BBC"; "The Guardian"; "CBS"; "CNN"