Amoklauf-Warnung in Kaarst Schüler geschockt trotz Entwarnung

Die Polizei hat einem Gymnasium in Kaarst keine Anzeichen für einen geplanten Amoklauf gefunden. Nach "vagen Hinweisen" war die Schule zunächst gesperrt worden. Die Schüler sind geschockt: "Ich habe Angst, dorthin zu gehen", sagte eine 17-Jährige zu stern.de.

Nach vagen Hinweisen auf einen bevorstehenden Amoklauf in einem Gymnasium in Kaarst bei Düsseldorf hat die Polizei Entwarnung gegeben. Die Durchsuchung des Gebäudes am Dienstagmorgen habe keine Hinweise auf eine Gefahr ergeben, sagte ein Sprecher der Polizei in Neuss. Auch Gespräche mit Lehrern des Georg-Büchner- Gymnasiums in Kaarst hätten keine Hinweise zu auffällige Schülern geliefert.

Nach Hinweisen auf einen möglichen Amoklauf hatte die Polizei das Gymnasium geschlossen. "Die Hinweise sind sehr vage, wir nehmen sie aber trotzdem ernst", hatte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold gesagt. Das Gebäude sei weiträumig abgesperrt worden und werde von den Einsatzkräften durchsucht. In Absprache mit der Schulleitung wurde der Unterricht am Dienstagmorgen für die knapp 700 Schüler ausgesetzt.

Den Tipp auf einen möglichen Amoklauf an dem Georg-Büchner-Gymnasium erhielt die Kaarster Polizei in den frühen Morgenstunden von ihren finnischen Kollegen. Die seien in einem geschlossenen Internet-Chatbereich auf ein Gespräch gestoßen, in dem ein möglicher Amoklauf in der Schule in Kaarst nicht ausgeschlossen worden sei. Die Informationen seien jedoch wenig konkret, so Arnold.

"Wir werden jetzt Gespräche führen müssen"

Sicherheit gehe aber vor, sagte er. Daher sei im Einvernehmen mit der Schulleitung der Unterricht abgesagt worden. Polizisten und Lehrer informierten diejenigen Schüler, die von der vorsorglichen Schließung noch nichts erfahren hätten. "Wir werden jetzt viele Gespräche führen müssen, um Hinweisen auf möglicherweise auffällige Schüler nachzugehen", sagte er. Es spreche jedoch viel dafür, dass das Gymnasium bereits am Mittwoch seinen Schulbetrieb wieder aufnehmen könne.

Warnung von der Nachbarin

Angst und Schrecken herrscht unter den Schüler des Gymnasiums. stern.de sprach mit einer Schülerin der 12. Klasse: "Ich wollte heute morgen gerade losgehen, da hat mich eine Nachbarin auf die Amokwarnung hingewiesen", erzählt die 17-jährige. "Ich dachte erst, sie irrt sich und meint das Georg-Büchner-Gymasium in Köln, wo es ja auch einen Amoklauf geben sollte. Das es jetzt aber meine Schule betrifft, hat mich echt geschockt." Nachdem sie sich bei einem Radiosender über die Situation informiert habe, sei sie zu Hause geblieben. "Ich habe Angst, dorthin zu gehen. Jetzt schaue ich die ganze Zeit fern und höre Radio", sagt die Schülerin. Sie sei in ständigem Kontakt mit ihren Schulkameraden, um sich über die neuesten Informationen auszutauschen. Von ihrer Schule habe sie noch keinen Anruf bekommen. "Wenn morgen wieder Unterricht ist, würde ich schon hingehen. Aber ich hoffe, dass dann trotzdem noch Polizisten Wache stehen."

Gerüchte über den angeblich geplanten Amoklauf habe sie nicht gehört, sagte die 17-Jährige.

Das Kaarster Gymnasium ist bereits die zweite Schule innerhalb weniger Tage, die in Nordrhein-Westfalen nach Hinweisen auf einen möglichen Amoklauf von der Polizei geschlossen wird. Erst am Wochenende waren Pläne für eine angeblich geplante Bluttat an dem ebenfalls nach dem Schriftsteller Georg Büchner benannten Gymnasium in Köln Weiden bekannt geworden, die sich jedoch als veraltet herausgestellt hatten. Die beiden verdächtigen Schüler hatten die Pläne für ihre Bluttat bereits vor dem Eingreifen der Polizei aufgegeben, berichtete die Kölner Staatsanwaltschaft.

Im Zuge der Ermittlungen hatte sich ein 17-jähriger Schüler das Leben genommen. Vor genau einem Jahr, am 20. November 2006, hatte ein ehemaliger Schüler einer Realschule im münsterländischen Emsdetten bei einem Amoklauf 37 Menschen verletzt und sich danach erschossen.

Vor einem Jahr wurden bei dem Amoklauf von Emsdetten 37 Menschen verletzt. Der Täter nahm sich das Leben. Nach dem Amok-Alarm von Köln und dem Amoklauf von Finnland - dort hatte am 7. November ein Abiturient sechs Schüler und zwei Frauen an einem Schulzentrum in der Kleinstadt Tuusula ermordet - wundert sich Arnold nach eigenen Angaben über diese neuen Hinweise nicht. "Man muss immer mit Trittbrettfahrern rechnen." Dabei seien 95 Prozent solcher Ankündigungen heiße Luft, sagte Arnold. Wenn die Polizei die Verdächtigen anspreche, sagten diese, dass dies gar nicht so gemeint gewesen sei.

AP · DPA · Reuters
mta/DPA/Reuters/AP

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