Der Schaden ist geringfügig. Ein Schrank, Regalbretter und ein Fußhocker wurden beschädigt. Zwei Kunden, eine 32-jährige Frau und ein 41-jähriger Mann erlitten ein Knalltrauma. Ins Krankenhaus mussten sie nach Angaben von Ikea allerdings nicht. Das waren die Auswirkungen eines Anschlags auf das Ikea-Haus Dresden, Abteilung Musterküchen, Freitagabend, 19.45 Uhr. Die Filiale, in der noch voller Geschäftsbetrieb herrschte, wurde geräumt. Die Polizei rückte mit fünf Spürhunden an, die auf Sprengstoff trainiert sind, und untersuchte das Gebäude - ohne weitere Befunde. Ein Bekenner-Schreiben fanden die Ermittler auch nicht. Also: Was war das? Ein idiotische Spaßaktion, ein Terror-Akt oder das Begleitgeböller zu einer Erpressung?
Ein Sprecher der Dresdner Polizeidirektion sagte auf Anfrage von stern.de, ihm lägen dazu keine Erkenntnisse vor. Sabine Nold, Sprecherin von Ikea Deutschland, äußerte sich ebenso. Am 31. Mai waren in Filialen im belgischen Gent, im nordfranzösischen Lille und im niederländischen Eindhoven zeitlich parallel kleinere Sprengsätze detoniert, die in alten, mechanischen Weckern versteckt waren. Auch bei diesen Anschlägen gab es, so Nold, keine Hinweise auf das Tatmotiv. Bekannt ist indes, dass es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Drohungen gegen das Möbelhaus gegeben hat, auch versuchte Erpressungen. Derzeit untersucht das Landeskriminalamt Sachsen die Reste des Dresdner Sprengsatzes, um einen Abgleich den manipulierten Weckern zu machen, die in den ausländischen Filialen explodierten. Mit Ergebnissen sei frühestens Anfang kommender Woche zu rechnen, hieß es.
Normaler Geschäftsbetrieb am Samstag
Konsequenzen hat der Anschlag vorerst nicht. "Eine generelle Warnung, Ikea nicht zu betreten, scheint uns übertrieben", sagte der Dresdner Polizeisprecher zu stern.de. Nold sagte: "Wir haben alle Einrichtungshäuser informiert und gebeten, sehr aufmerksam zu sein." Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, etwa eine Verstärkung des Wachpersonals oder eine Kontrolle der Kunden, seien nicht vorgesehen. Die Polizei habe Ikea auch keine entsprechenden Empfehlungen gegeben. Das Dresdner Einrichtungshaus ist, ebenso wie alle anderen Ikea-Filialen bundesweit, an diesem Samstag geöffnet. Ein Rückgang des Kundenbesuchs sei nicht festzustellen, sagte Nold zu stern.de.
Über den Informationsaustausch innerhalb der Polizei sind alle Landeskriminalämter und das Bundeskriminalamt informiert. Die Federführung bei den Ermittlungen hat das LKA Dresden. Unterdessen hat die Polizei Dresden ein Phantombild des mutmaßlichen Täters herausgegeben, eine Zeichnung, die nach den Angaben von Tatzeugen gefertigt wurde. Es soll sich um einen 1,65 bis 1,70 Meter großen Mann handeln mit kurzen, dunkelblonden Haaren. Er trug ein beigefarbenes Basketball-Kappe und eine große Brille mit runden, violettfarbenen Gläsern. Den Zeugen fiel auch auf, dass ein hellblau-weiß gestreiftes Herrenhemd anhatte.