NSU-Prozess Zschäpe soll Nervenzusammenbruch erlitten haben

Beate Zschäpe hat angekündigt, von ihrem Anwalt eine umfassende Aussage verlesen zu lassen. Gleichzeitig ließen ihre Anwälte mitteilen, dass es der mutmaßlichen NSU-Terroristin sehr schlecht gehe.

Die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe steht psychisch offenbar unter großem Druck. Das teilte ihr Verteidiger Mathias Grasel mit. Es habe "Vorfälle" in der Untersuchungshaft gegeben, über die er im Einzelnen aber keine Auskunft geben wolle. "Bild"-Zeitung und "Spiegel Online" meldeten übereinstimmend, Zschäpe habe einen "Nervenzusammenbruch" und "Heulkrämpfe" erlitten. Grasel bestätigte das allerdings nicht.

Die für diesen Mittwoch geplante Aussage Zschäpes vor dem Oberlandesgericht München sei nicht in Gefahr, sagte Grasel. Er sei mit seiner Mandantin "übereingekommen, dass wir das jetzt hinter uns bringen möchten". Grasel wird die Aussage verlesen. Darin will sich Zschäpe zu allen Anklagepunkten äußern.

Nur Richter sollen zu Aussage Fragen stellen

Laut "Spiegel Online“ will Zschäpe nur den Richtern erlauben, Fragen zu ihrer umfassenden Aussage zu stellen. Allerdings soll die Befragung schriftlich stattfinden. Fragen von Bundesanwaltschaft , den Mitangeklagten und der Opfer will Zschäpe demnach nicht beantworten.

Zudem sollen Zschäpes Verteidiger angeregt haben, den folgenden Verhandlungstag am Donnerstag ausfallen zu lassen und erst in der kommenden Woche den Prozess fortzusetzen. Zschäpe benötige demnach Abstand und vielleicht einen Arzt. Die schriftliche Aussage soll mit der erneuten Forderung nach Entlassung der drei Pflichtverteidiger von Zschäpe enden, von denen sie sich schon seit einem Jahr trennen will.

Bislang scheiterte Zschäpe aber mit diesem Wunsch, genau wie die Anwälte selbst, die das Mandat für Zschäpe ebenfalls niederlegen wollen. Das Verhältnis gilt als zerrüttet. Das Gericht lehnte die Entlassungsanträge bislang ab, weil es der Argumentation von Zschäpe nicht folgt und eine Entlassung den Prozess gefährden würde. Ihre neuen Anwälte haben die Phase der Beweisaufnahme komplett verpasst. Das könnte den Prozess kippen.

Was hat Zschäpe vor?

Die Frage ist, welche Ziele Zschäpe und ihre Anwälte mit der neuen Strategie verfolgen. Ist es nur eine Hinhaltetaktik, um den Prozess weiter zu verschleppen, oder steckt hinter der angekündigten Aussage der tatsächliche Wunsch, zur Aufklärung beizutragen?

Schon für Anfang November hatte Zschäpe eine Aussage angekündigt, die dann verschoben worden war. Grund waren ein Befangenheitsantrag gegen die Richter durch die Verteidiger des Mitanklagten Ralf Wohlleben und ein Antrag der Pflichtverteidiger Zschäpes auf Entlassung aus dem Mandat.

Tim Schulze

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