Bluttat in Tessin Täter aus gutem Hause

Der mörderische Überfall in Tessin wird immer rätselhafter: Die beiden Täter, gerade mal 17 Jahre alt, werden von ihrem Schulleiter als "fleißig, höflich und intelligent" beschrieben. Außerdem war einer der Jungen mit dem Sohn des getöteten Ehepaares eng befreundet.

Nach der schockierenden Bluttat in Tessin (Mecklenburg-Vorpommern) werden nun erste Details bekannt. Einer der beiden Schüler, die an der Geiselnahme beteiligt waren, soll mit dem Sohn des getöteten Ehepaars befreundet gewesen sein. Tessins Bürgermeisterin Gertrud Geistlinger sagte dem Sender N24: "Sie gehen morgens gemeinsam zum Schulbus. Sie besuchen zwar getrennte Schulen in Boizenburg, kommen aber mittags gemeinsam mit dem Bus wieder zurück." In ihrer Freizeit seien die beiden Jungen oft auf dem Dorfsportplatz gewesen. Der Bürgermeisterin sei die schreckliche Tat unerklärlich. In Tessin herrscht weiter Ratlosigkeit.

"Abenteuerliche" Aussagen

Bisher gibt es nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft, Hans-Christian Pick, kein nachvollziehbares Motiv. Die Angaben der beiden 17-Jährigen seien "abenteuerlich". Das Amtsgericht Hagenow hatte knapp 24 Stunden nach dem Blutbad Haftbefehl wegen Totschlags, Geiselnahme und gemeinschaftlichen Diebstahl gegen die beiden Teenager erlassen.

Die beiden Jungen haben die inzwischen Tat gestanden. Sie hätten aber nicht vorgehabt, jemanden zu töten, sagten sie nach Picks Worten aus. Die beiden Jungen hatten den 46 Jahre alten Mann erstochen, nachdem er die Tür zu seinem Haus geöffnet hatte. Anschließend töteten sie seine fünf Jahre jüngere Frau. Der 16-jährige Sohn des Ehepaares konnte in ein Zimmer flüchten und die Polizei alarmieren. Danach flüchteten die Täter mit ihrer gefesselten und geknebelten Geisel.

Nachdem sie mit dem Auto Gartentor und Zaun durchbrochen und ein anderes Auto gerammt hatten, endete die Flucht. Nach einstündiger Verhandlung mit der Polizei warfen die Gymnasiasten ihr Messer weg, gaben auf und die 15-Jährige frei.

Kein Hinweis auf Killerspiele

Die beiden Täter sind Gymnasiasten. Sie hätten "fleißig, höflich und intelligent" gewirkt, so der Leiter des Elbe-Gymnasiums in Boizenburg, Norbert Stern-. "Nach meiner Kenntnis kommen sie aus intakten Familienverhältnissen mit guter Bildung und waren dabei, Richtung Abitur zu gehen." Im vergangenen Schuljahr hätten die beiden in einer Computergruppe andere Schüler unterrichtet und ihnen eine Programmiersprache beigebracht. "Wenn jemand sich für andere Schüler einsetzt und ihnen etwas beibringt, zeigt das doch Engagement", sagte Stern. In der Computergruppe sei es "nicht vorrangig um Ballerspiele gegangen".

Die Schüler des Elbe-Gymnasiums in Boizenburg wurden am Montagmorgen zunächst von ihren Klassenlehrern empfangen. Sie sollen das Ereignis mit Hilfe von Schulpsychologen, Mitarbeitern des Fachbereichs Jugend am Landratsamt und Kriseninterventionskräften des Deutschen Roten Kreuzes aufarbeiten.

DPA
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