Bauteil löste sich im Flug Schrauben locker: Alaska und United Airlines finden Mängel an weiteren Boeing-Maschinen

Eine Boeing 737 Max im Landeanflug über dem Flughafen in Seattle
Eine Boeing 737 Max im Landeanflug über dem Flughafen in Seattle
© Elaine Thompson / AP / DPA
Fluggästen fuhr der Schreck in die Glieder, als sich die Außenwand ihrer Boeing-Maschine plötzlich löste. Jetzt stellte sich heraus: Die Teile waren nicht fest verbaut – und müssen auch in anderen Maschinen festgeschraubt werden.

Nachdem ein Rumpf-Teil einer Boeing 737 Max 9 im Flug herausbrach, haben zwei US-Airlines an der Stelle Probleme bei weiteren Maschinen dieses Typs entdeckt. Alaska Airlines und United Airlines berichteten am Montag (Ortszeit) nach ersten Überprüfungen von losen Schrauben und Teilen. Wie viele Maschinen bisher betroffen sind, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Dem Hersteller Boeing droht neuer Ärger mit der 737 Max, wenn sich Hinweise verdichten sollten, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt.

Bei Inspektionen seien mutmaßliche Mängel im Zusammenhang mit dem Einbau von Abdeckplatten entdeckt worden, die einen nicht benötigten Notausgang verschließen, erklärte die Fluggesellschaft am Montag. So habe es Schrauben gegeben, die nachgezogen werden mussten. Beim Einbau der Abdeckplatte handelt es sich um eine Konfiguration, die Boeing anbietet, wenn die Anzahl der vorhandenen Notausgänge im Hinblick auf die Anzahl der Sitze im Flugzeug bereits ausreichend ist.

Notausgang der Boeing 737 löst sich – Flieger muss notlanden

Am Freitag war eine Boeing 737 MAX 9 der Fluggesellschaft Alaska Airlines in Portland im Nordwesten der USA gestartet und auf dem Weg nach Ontario in Kalifornien, als nach Angaben von Passagieren kurz nach dem Start ein Teil der Kabinenwand herausflog.

Daraufhin kehrte das Flugzeug um und legte rund 20 Minuten später in Portland eine Notlandung hin. Der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB zufolge hatte sich die Abdeckplatte eines nicht genutzten Notausgangs während des Flugs geöffnet und gelöst. Die 171 Passagiere bei dem Alaska-Flug am Freitag kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Experten zufolge ist das auch glücklichen Umständen zu verdanken: Niemand saß unmittelbar an dem herausgebrochenen Teil und alle Passagiere waren im Steigflug noch angeschnallt.

Schrauben in mehreren Maschinen locker

Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte am Wochenende angeordnet, Flugzeuge des Typs am Boden zu lassen und zu inspizieren. United verfügt mit 79 MAX-9-Maschinen über die größte Flotte der betroffenen Flugzeuge. Alaska hat laut Medienberichten 65 – und weltweit sind es gut 170 Maschinen. In der Europäischen Union sind laut der hiesigen Behörde EASA keine Flugzeuge von Stilllegungen und Inspektionen betroffen.

United habe inzwischen bei zehn Flugzeugen lose Schrauben entdeckt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Zahl der betroffenen Maschinen könne noch steigen.

Boeing wegen tödlichen Flugzeugabstürzen in der Kritik

Der Vorfall weckt bei Branchenexperten neue Zweifel an der Fertigung der 737 Max. "Es war wirklich wichtig herauszufinden, ob nur dieses eine Flugzeug am Freitagabend betroffen war", sagte Anthony Brickhouse, Flugsicherheitsexperte an der Embry-Riddle Aeronautical University. "Die Tatsache, dass United jetzt mehrere Flugzeuge mit losen Schrauben gefunden hat, bedeutet, dass die Untersuchung ausgeweitet wird."

Der Aktienkurs von Boeing fiel am Montag um acht Prozent. Die 737 Max ist zwar ein Boeing-Bestseller, stürzte den Konzern aber bereits in eine tiefe Krise. Nach zwei tödlichen Abstürzen mussten Maschinen des Typs von März 2019 an mehr als eineinhalb Jahre lang am Boden bleiben, bis es Nachbesserungen an einem Flugassistenzsystem gab.

Wann die Flotte wieder in Dienst gestellt wird, ist unklar.

DPA
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