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"Angedrohte Gewalttat" Bombendrohungen legen sechs deutsche Rathäuser lahm – Polizei sieht Zusammenhang

Bombendrohungen gegen mehrere Rathäuser in Deutschland
In mehreren Städten Deutschlands, wie hier in Augsburg, gingen Bombendrohungen gegen Rathäuser ein
© Stefan Puchner / DPA
In zahlreichen deutschen Städten sind in den vergangenen Stunden anonyme Bombendrohungen in Rathäusern eingegangen, unter anderem in Kaiserslautern, Augsburg und Chemnitz. Inzwischen gibt es Entwarnung; die Polizei ermittelt.

In mehreren deutschen Städten ermittelt die Polizei, nachdem fast zeitgleich anonyme Drohungen gegen insgesamt sieben Rathäuser eingegangen sind. Betroffen sind Großstädte in mehreren Bundesländern, aber auch kleinere Städte wie Rendsburg in Schleswig-Holstein.

Zu den Hintergründen war vorerst nichts bekannt. Das Bundeskriminalamt habe noch keine zentralen Ermittlungen dazu übernommen, sagte eine Sprecherin. Es gebe zwar einen Informationsaustausch, zuständig seien aber die Behörden vor Ort.

In Augsburg sprach die Polizei am Morgen von einer "angedrohten Gewalttat". Laut "Augsburger Allgemeine" wurde das Rathaus im Zentrum der Fuggerstadt evakuiert, auch der Straßenbahnverkehr war demnach unterbrochen. Am Mittag war die Durchsuchung des Rathauses und umliegender Verwaltungsgebäude abgeschlossen, ohne dass die Polizei Sprengstoff fand. "Der Polizeieinsatz ist abgeschlossen", teilten die Beamten mit.

Das zuständige Polizeipräsidium Schwaben Nord erklärte, es gehe von einem Zusammenhang mit den Drohschreiben gegen sechs weitere Rathäuser in Deutschland aus.

Bombendrohungen gegen deutsche Rathäuser

So wurde auch im niedersächsischen Göttingen das Neue Rathaus geräumt. Grund war laut Polizei "eine möglicherweise deponierte Bombe". Spezialeinsatzkräfte seien vor Ort gewesen, ebenso die Feuerwehr. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Umgebung des Rathauses zu meiden. Die Straßen um das Rathaus wurden gesperrt, der öffentliche Personennahverkehr weitläufig umgeleitet. Inzwischen konnte die Polizei laut Nachrichtenagentur DPA hier Entwarnung geben. Sprengstoffspürhunde haben bei der Kontrolle des Gebäudes demnach nicht angeschlagen. Das Rathaus bleibt dennoch den ganzen Dienstag geschlossen, teilte die Polizei mit.

Rathaus Göttingem
In Göttingen konnten die Einsatzkräfte schnell Entwarnung geben
© Stefan Rampfel / DPA

Eine Meldung lag auch aus der sächsischen Großstadt Chemnitz vor. Die Polizei sei mit einem Großaufgebot zum Rathaus ausgerückt, nachdem dort eine "unkonkrete Drohung" eingegangen sei, meldete unter anderem Radio Chemnitz. Rund 200 Mitarbeiter mussten dem Bericht zufolge das Rathaus verlassen. Am Mittag meldete der Sender Entwarnung und zitierte eine Polizeisprecherin, wonach kein verdächtiger Gegenstand gefunden worden sei.

Im rheinland-pfälzischen Kaiserslautern konnte die Polizei bereits am Vormittag Entwarnung geben, nachdem zuvor eine anonyme Drohmail eingegangen ist. Die Einsatzkräfte waren mit Sprengstoff-Spürhunden im Rathaus vor Ort. Unterstützung erhielten die Beamten auch von der US-Militärpolizei. "Es wurde kein verdächtiger Gegenstand gefunden – die Gebäude sind jetzt wieder freigegeben", teilten die Polizei mit. Der Bereich rund um das Rathaus sei weiträumig abgesperrt worden, rund 1000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung seien betroffen gewesen.

Der Saarländische Rundfunk meldete ebenfalls den Einsatz von Spürhunden am Rathaus in Neunkirchen. Dort soll in der Nacht eine Droh-E-Mail eingegangen sein, in der eine Explosion angekündigt wurde. "Der Absender ist nicht nachvollziehbar. Die Mail trägt keine Unterschrift", sagte ein leitender Polizist. Das Rathaus wurde geschlossen, ein benachbarter Kindergarten vorsorglich geräumt. Am Mittag wurden die Sperrungen aufgehoben. Eine Bedrohung wurde nicht festgestellt.

Im schleswig-holsteinischen Rendsburg ist einem Bericht der "Kieler Nachrichten" zufolge das Rathaus ebenfalls zwischenzeitlich geräumt worden. Auch dort ist demnach am Morgen eine anonyme Drohung eingegangen. Sprengstoffsuchhunde untersuchten demnach das Gebäude, wurden aber nicht fündig. Die Sperrung konnte am späten Vormittag aufgehoben werden.

Auch nach einer Bombendrohung gegen das Rathaus Heilbronn konnte die Polizei schnell Entwarnung geben. Das teilte ein Sprecher dem stern mit. Das Schreiben wurde dort nicht als ernsthaft eingestuft.

Karte: Sieben Stadtverwaltungen betroffen

In den vergangenen Monaten sind zahlreiche Bombendrohungen gegen Einrichtungen wie Gerichte oder Bahnhöfe, aber auch gegen Politiker und Anwälte, eingegangen. Sprengsätze wurden jeweils nicht gefunden. Die Polizei geht in den Fällen von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. (Lesen Sie hier mehr zum Thema.) Insgesamt laufen laut Nachrichtenagentur DPA mehr als 100 Ermittlungsverfahren. Ob es einen Zusammenhang mit der aktuellen Serie von Drohungen gibt, ist noch unklar.

Sein Fall sprengt das deutsche Rechtssystem: Vom Umgang mit einem "Terrorkind"

Quellen:Polizei Augsburg, "Augsburger Allgemeine"Polizei Göttingen, Radio Chemnitz, Saarländischer Rundfunk, "Kieler Nachrichten", Polizeipräsidium Westpfalz, Nachrichtenagenturen DPA und AFP

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