Festgenommener Drogenboss "El Chapo" wurde Schwärmerei für Schauspielerin zum Verhängnis

Liebe macht blind, heißt es. Oder unvorsichtig, wie im Fall des kürzlich geschnappten Kartellchefs Joaquín "El Chapo" Guzmán. Dessen Vernarrtheit in die Schauspielerin Kate del Castillo führte offenbar zu seiner Verhaftung.

Der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán träumte von einem Dokumentarfilm über sein Leben. Doch schon die Details zu seiner sechsmonatigen Flucht und anschließenden Festnahme, die Regierungsvertreter am Dienstag enthüllten, würden für eine Serie reichen - oder für eine Ablehnung des Skripts, weil es zu hanebüchen erscheint.

Regierungsvertreter bestätigten Berichte, wonach Guzmáns "Vernarrtheit" in die mexikanische Schauspielerin Kate del Castillo ihm zum Verhängnis wurde. Der 58-Jährige habe während seiner Flucht ein "geradezu zwanghaftes" Verlangen entwickelt, die 43-jährige Schauspielerin wiederzusehen, berichteten sie. Dies sollte in der Küstenstadt Los Mochis geschehen - wo der Drogenboss am vergangenen Freitag schließlich festgenommen wurde.

Del Castillo arrangierte Treffen zwischen "El Chapo" und Sean Penn

Del Castillo hatte im Oktober ein Treffen Guzmáns mit dem Hollywoodstar Sean Penn arrangiert - was dazu führte, dass die mexikanischen Sicherheitskräfte die Fährte des im Juli aus seinem Hochsicherheitsgefängnis geflüchteten Drogenbosses aufnahmen. Ein Zugriffsversuch in seinem Versteck in den schwer zugänglichen Bergen zwischen Guzmáns Heimatstaat Sinaloa und dem benachbarten Bundesstaat Durango scheiterte aber damals.

Spezialeinheiten hätten den Drogenboss bereits am 6. Oktober beinahe gefasst, doch habe sich dieser die Tochter seines Kochs geschnappt und sie wie einen "menschlichen Schutzschild" vor sich gehalten, berichtete ein Regierungsvertreter. Daraufhin habe es der Scharfschütze im Helikopter vorgezogen nicht zu schießen, und Guzmán sei ein weiteres Mal entkommen.

In der vergangenen Woche verlegte der kleingewachsene Drogenboss schließlich sein Versteck nach Los Mochis, wo er schließlich nach erneuter kurzer Flucht durch einen Tunnel geschnappt wurde. Dass er nach Los Mochis kam, hatte demnach auch mit seinem Wunsch nach einem Wiedersehen mit der Schauspielerin zu tun.

"El Chapo" nannte del Castillo "die Schöne"

Guzmán habe del Castillo immer als "die Schöne" tituliert, berichtete ein weiterer Regierungsvertreter. In seinem Versteck in Los Mochis seien mehrere DVDs der Fernsehserie "La Reina del Sur" (Die Königin des Südens) gefunden worden, in der die Schauspielerin eine Drogenbaronin spielt. Die Bemühungen um ein weiteres Treffen hätten dazu beigetragen, dass Guzmán dingfest gemacht werden konnte. Das von Guzmán herbeigesehnte Treffen habe aber nicht stattgefunden.

Bei der Erstürmung seines Verstecks in Los Mochis wurden fünf bewaffnete Vertraute Guzmáns getötet. Der Drogenboss selbst entkam zunächst gemeinsam mit seinem Sicherheitschef, wurde aber kurze Zeit später in einem gestohlenen Wagen geschnappt.

Penn schrieb in einem Beitrag für den "Rolling Stone", del Castillo habe brieflich mit Guzmán in Kontakt gestanden, als er im Gefängnis saß. Der Drogenboss habe die Idee gehabt, sein Leben in einem Dokumentarfilm festzuhalten. Damit betrauen wollte er laut Penn "ausschließlich Kate".

Guzmán rund um die Uhr bewacht

Der Drogenboss ist nun wieder zurück im Hochsicherheitsgefängnis von Altiplano, wo seine Flucht im Juli begann. Dort wartet er auf seine mögliche Auslieferung an die USA.

Damit er bis dahin aber nicht wieder einen Tunnel bauen oder auf andere Weise entkommen kann - wie etwa bei seiner ersten Flucht aus einem Gefängnis im Jahr 2001, als er sich in einem Wäschewagen versteckte - wird er nach Regierungsangaben regelmäßig in verschiedene Zellen verlegt. Vor seiner Zellentür sei zudem rund um die Uhr eine Wache postiert, verrieten die Behörden und erwähnten vage noch weitere Schutzmaßnahmen.

AFP
mod

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