Bei einer Razzia in sechs Bundesländern hat die Polizei kiloweise Sprengstoff gefunden. In den acht durchsuchten Wohnungen fanden die Ermittler am Mittwoch 2,5 Kilogramm Ammoniumperchlorat und Chemikalien im zweistelligen Kilobereich, wie das Landeskriminalamt Bayern am Donnerstag mitteilte. Ammoniumperchlorat wird typischerweise als Treibstoff bei Feuerwerksraketen eingesetzt. Die Polizei schließt einen terroristischen Hintergrund aus.
Die durchsuchten Wohnungen gehören laut LKA Kunden eines 42-Jährigen, der von 2003 bis 2008 über das Internet mit Chemikalien handelte. Sein Angebot sei auf die "Sprengstoff- und Feuerwerkerszene" ausgerichtet gewesen. Er habe Sprengstoffgrundstoffe und das unter das Sprengstoffgesetz fallende Ammoniumperchlorat angeboten. Von den Käufern habe er aber keinerlei Alters- oder Verwendungsnachweise verlangt.
Bei der Razzia in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen fanden die Ermittler auch selbst gebaute Schießkugelschreiber, einen Revolver und 30 Schreckschusswaffen. Teilweise vernichteten die Ermittler die Chemikalien noch vor Ort, da ein Transport zu gefährlich gewesen wäre.
Der 42-Jährige hat sich laut Polizei ins Ausland abgesetzt. Bei einem 38-jährigen Helfer, über den er die Bestellungen mit falschen Angaben versandte, hatte die Polizei bereits früher zehn Kilo Ammoniumperchlorat gefunden. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet.
Gegen sechs der von der Razzia betroffenen Personen wurde Anzeige wegen Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet, wie das LKA mitteilte. Zwei Personen wurden lediglich als Zeugen vernommen, da bei ihnen nur Sprengstoffgrundstoffe gefunden wurden. Deren Erwerb und Besitz ist nach Polizeiangaben ab 18 Jahren straffrei.