Fall Corinna Geständnis mit 2,8 Promille

Er hatte die Tat gestanden und die Polizei hielt ihn für glaubwürdig: Doch der mutmaßliche Mörder der kleinen Corinna hatte bei seiner Festnahme 2,8 Promille Alkohol im Blut. Sein Verteidiger meldet nun Zweifel am Geständnis seines Mandanten an.

Nach der Verhaftung des mutmaßlichen Mörders von Corinna aus Eilenburg (Sachsen) hat der Verteidiger Zweifel am Geständnis des Mannes angemeldet. Peter Sch. sei bei der Festnahme am Samstagabend stark betrunken gewesen, sagte Anwalt Stefan Costabel am Montag und bestätigte damit einen Bericht der "Leipziger Volkszeitung". Der 39-Jährige habe 2,8 Promille Alkohol im Blut gehabt. Der Anwalt will nun die Verwertbarkeit des Geständnisses prüfen. Die Staatsanwaltschaft Leipzig habe keinerlei Bedenken gegen die Verwertbarkeit, betonte dagegen Sprecher Ricardo Schulz. Der 39-Jährige habe sich selbst vernehmungsfähig gefühlt und habe keine Ausfallerscheinungen gezeigt. Peter Sch. hatte gestanden, die neunjährige Corinna vergewaltigt und umgebracht zu haben.

Anwalt Costabel nannte es eine "spannende Verfahrensfrage", ob die Aussagen beim Verhör in einem Prozess gegen den Tatverdächtigen verwendet werden dürfen. Der 39-Jährige sei wohl ein regelmäßiger Trinker. Costabel sagte: "Er ist in einem erschreckenden Zustand." Zudem habe er offenbar unter Entzugserscheinungen gelitten. Peter Sch. sitzt in der Justizvollzugsanstalt Leipzig.

Ermittler suchen Beweise

Das Geständnis ist nicht der einzige Ansatzpunkt für die Ermittler: Sie suchen weiter nach hieb- und stichfesten Beweisen, um die Aussage zu untermauern. Finden die Ermittler - auch ausgehend von dem Geständnis des Mannes - diese Beweise, wären sie vor Gericht auf jeden Fall verwendbar. "Das eine ist das, was der Täter sagt, das andere ist das, was wir bei der Tatortarbeit finden", erklärte der Leiter der zuständigen Polizeidirektion Westsachsen, Jürgen Georgie, in Leipzig.

Die Ermittler konzentrierten sich am Montag auf den verwilderten und vermüllten Garten des 39-Jährigen. Der Zustand des Grundstücks mache es den Spurensicherern ganz besonders schwer, sagte Georgie. Ob das Verbrechen in einem dort abgestellten alten Bauwagen geschah, ist noch offen. "Das ist nicht die einzige Baulichkeit dort", sagte Georgie. Der Garten ist nur wenige hundert Meter von Corinnas Wohnung entfernt. Die Neunjährige war am 28. Juli nicht vom Spielen nach Hause zurückgekehrt. Einen Tag später wurde ihre Leiche in einem Nebenarm des Flusses Mulde gefunden.

Die Polizei hatte das Gartengrundstück am Montag weiträumig abgesperrt. Auch in der Wohnung von Peter Sch. sicherten Ermittler Spuren. Spezialisten in weißen Overalls trugen in Kisten mögliche Beweismittel aus dem Altbau. Er ist gut einen Kilometer vom Wohnort Corinnas entfernt.

Polizeichef Georgie sagte, die Sonderkommission "Corinna" werde vorerst nicht verkleinert. Er stehe ständig mit den Ermittlern in Kontakt. Derzeit arbeiteten rund 90 Beamte an vier verschiedenen Standorten in Eilenburg. Sie nehmen auch weiter Hinweise aus der Bevölkerung entgegen. Eine kostenlose Hotline zur Polizei bleibt geschaltet.

Der mutmaßliche Mörder hat schon eine ganze Reihe von Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. Unter anderem saß er wegen Brandstiftung im Gefängnis und wurde wegen Diebstahls und Trunkenheit im Verkehr verurteilt. Wegen eines Sexualdelikts war er bisher nicht bekannt.

DPA
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