Mehr als zwölf Jahre nach einem beinahe tödlichen Angriff auf eine Pforzheimer Polizistin ist der Angeklagte Harry Wörz zum zweiten Mal freigesprochen worden. Das Landgericht Mannheim entschied am Donnerstag, dass der 43-jährige Installateur aus Birkenfeld nicht der Mann war, der seine damalige Frau im April 1997 beinahe erdrosselt hatte. Nach der Urteilsverkündung brach Wörz in Tränen aus. Der Vertreter der Nebenklage kündigte Revision an.
Wörz, der 1998 zu elf Jahren Haft verurteilt worden war, wurde in einem beispiellosen Indizienprozess bereits vor vier Jahren freigesprochen, doch hob der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil wegen rechtlicher Fehler auf. Der neuerliche Freispruch muss voraussichtlich wieder vom BGH geprüft werden.
Nach dem ersten Urteil hatte Wörz, der stets seine Unschuld beteuerte, vier Jahre und sieben Monate im Gefängnis gesessen, dann wurde er auf Geheiß des Oberlandesgerichts Karlsruhe freigelassen, das ein Wiederaufnahmeverfahren anordnete. Das Opfer - die inzwischen von Wörz geschiedene Frau - ist seit der Tat schwerst geschädigt und kann nicht mehr aussagen.
Dafür erklärten am Donnerstag die Richter, wen sie für den Hauptverdächtigen halten: den damaligen Geliebten des Opfers. "Die Kammer hält es für wahrscheinlich, dass Thomas H. der Täter war", sagte der Vorsitzende Richter Rolf Glenz. Der Pforzheimer Polizeibeamte habe sich in einem "klassischen Konflikt" zwischen der Geliebten - einer Polizeikollegin - und seiner Ehefrau befunden. Angesichts früherer Gewalttätigkeiten sei es nicht unwahrscheinlich, dass es in der Tatnacht zu einer Eskalation gekommen sei. "Er hat für die Tatzeit kein Alibi", betonte Glenz.