Familiendrama in Schwalmtal "Er hat uns gehasst"

Eine gescheiterte Ehe, Geldprobleme, die anstehende Zwangsversteigerung eines Hauses: Dies sind wohl die Zutaten, die das tödliche Familiendrama am Niederrhein ausgelöst haben. Die Polizei hält sich mit Einzelheiten aber noch zurück.

Bei dem Verzweiflungstäter von Schwalmtal bei Mönchengladbach soll es sich nach ersten Erkenntnissen um einen Rentner handeln. Der 71-Jährige sei bei einem Termin zur Zwangsversteigerung des Hauses seiner Tochter in der niederrheinischen Gemeinde durchgedreht, berichtete "Bild.de" in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf den Enkel des mutmaßlichen Täters. Mit einem Gewehr habe er drei Menschen erschossen, ein vierter wurde schwer verletzt.

Offenbar wollten sich die 44-jährige Tochter des Rentners und ihr gleichaltriger Ex-Mann mit zwei Anwälten und zwei Gutachtern treffen. Der Ex-Mann sei aus Furcht vor dem Rentner jedoch nicht erschienen. "Er hat uns gehasst, weil sich mein Vater von meiner Mutter trennte", zitierte "Bild.de" den Enkel. "Er wollte auf jeden Fall verhindern, dass das Haus versteigert wird."

Kein Hinweis auf eine Geiselnahme

Die Polizei machte über die Hintergründe der Schießerei bisher keine Angaben. Die Ermittlungen dazu liefen auch in der Nacht auf Hochtouren. Am frühen Morgen wurden die Leichen der Opfer vom Tatort abtransportiert. Am Mittag soll die Öffentlichkeit in Düsseldorf über den aktuellen Stand informiert werden. Vertreter der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach und der Polizei Düsseldorf werden um 14 Uhr vor die Presse treten, teilte die Polizei mit.

Nachdem am Dienstag gegen 16.30 Uhr die ersten Schüsse in der Gemeinde im Kreis Viersen gefallen waren, fanden die alarmierten Beamten vor dem Haus im Ortsteil Amern einen Schwerverletzten und eine Leiche. Der mutmaßliche Täter war zu diesem Zeitpunkt in ein Zweifamilienhaus geflüchtet. Gerüchte, dass es sich um eine Geiselnahme gehandelt habe, wies die Polizei zurück.

Täter ruft bei Festnahme um Hilfe

Rund 200 Angehörige einer Spezialeinheit der Polizei umstellten das Haus. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt. Doch erst drei Stunden später gab der Todesschütze auf. Zeugen hörten Schreie, als die Beamten in das Haus drängten. Die Polizei fand zwei Leichen, zwei Menschen konnten unverletzt aus dem Haus gebracht werden. Auch der Täter blieb bei seiner Festnahme unverletzt.

Der Fernsehsender RTL berichtete im Internet, dass der Rentner als gewalttätig bekannt gewesen sei. Der Sender berief sich dabei auf den früheren Schwiegersohn des Täters. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete ebenfalls online, dass es laut Anwohnern in der Familie häufiger zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sei. Nach Darstellung eines Nachbarn, der die Szene von einem Dachfenster aus beobachtet hatte, wirkte der Täter betrunken. Er habe bei der Festnahme um "Hilfe" gerufen.

DPA
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