Gewerbsmäßige Untreue Gericht verurteilt Ex-Grünen-Schatzmeister zu Haftstrafe

Er soll seine Partei um 270.000 Euro erleichtert und mit dem Geld Prostituierte vermittelt haben. Das Landgericht Potsdam hat den früheren Grünen-Politiker Christian Goetjes wegen Untreue verurteilt.

Das Landgericht Potsdam hat den ehemaligen Schatzmeister der Brandenburger Grünen, Christian Goetjes, wegen gewerbsmäßiger Untreue zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Strafkammer sah es am Montag als erwiesen an, dass Goetjes insgesamt 270.000 Euro aus der Parteikasse entnommen hatte. Gegen den 35-jährigen früheren Grünen-Politiker wird auch wegen Zuhälterei ermittelt.

Mit dem Urteil folgte das Gericht weitgehend dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft, die drei Jahre und neun Monate Haft gefordert hatte. Die Verteidigung hatte auf eine Bewährungsstrafe unter zwei Jahren plädiert. Nach Feststellung des Gerichts hatte sich Goetjes den Betrag von Parteikonten über zwei Jahre hinweg in hunderten Einzelbeträgen angeeignet. Die Kammer hielt dem Landesverband vor, die Partei habe dem Ex-Schatzmeister die Taten leicht gemacht, weil das interne Kontrollsystem vollständig versagt habe.

Gegen Goetjes wird auch wegen Zuhälterei ermittelt

Goetjes hatte als Motiv seiner Tat im Prozess angegeben, er habe mit dem Geld Prostituierten aus persönlichen Notlagen geholfen. Tatsächlich soll er jedoch nach Ermittlungen der Polizei Hintermann eines Escort-Service gewesen sein und in Berlin mindestens acht bulgarische Prostituierte vermittelt haben. Die Hälfte der Einnahmen soll er einbehalten haben.

Eine der Prostituierten zeigte Goetjes an, nachdem dieser ihr nachgestellt hatte, obgleich sie sich von ihm getrennt hatte. Der Ex-Kassenwart hatte sich zunächst nach Bulgarien abgesetzt. In Berlin laufen gegen Goetjes in einem weiteren Verfahren Ermittlungen wegen Zuhälterei.

Der Landesverband der Grünen hatte einen Vergleich akzeptiert, wonach der nach einer Darstellung von Hartz IV lebende Goetjes 65.000 Euro zurückzahlen soll. Davon haben die Eltern des Ex-Schatzmeisters bereits 35.000 Euro gezahlt. Sollte sich in dem Berliner Ermittlungsverfahren herausstellen, dass Goetjes seine wirklichen finanziellen Verhältnisse verschwiegen und Einkünfte als Zuhälter erzielt hat, wollen die Grünen alle Möglichkeiten prüfen, noch mehr Geld von ihrem ehemaligen Mitarbeiter zu erhalten.

AFP
lin/AFP

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