Seit 2016 geht die Hamburger Polizei mit großangelegten Schwerpunkt-Einsätzen gezielt gegen den Drogenhandel auf den Straßen der Hansestadt vor. Regelmäßig sind die Beamten teils über mehrere Tage rund um die Uhr an den Hotspots der Szene unterwegs, um es Straßendealern so schwer wie möglich zu machen. Ein solcher Hotspot ist auch die in der Nähe der Landungsbrücken gelegene Balduintreppe im Stadtteil St. Pauli.
Dass dort entsprechend engmaschig Kontrollen stattfinden, dürfte auch ein 47-jähriger Hauptkommissar mitbekommen haben. Dennoch machte sich der Beamte am vergangenen Mittwoch auf den Weg zur Balduintreppe, um sich bei einem Dealer mit Marihuana zu versorgen, wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet. Was der Polizist nicht auf dem Schirm hatte: Zu dem Zeitpunkt waren auch Zivilfahnder vor Ort, die den Handel beobachteten und den 47-Jährigen nach kurzer Verfolgung festnahmen.
Mann war Ausbilder an Hamburger Polizeiakademie
Insgesamt seien bei dem Hauptkommissar vier mit Marihuana gefüllte Tütchen sichergestellt worden, den Kauf habe er sofort eingeräumt, schreibt die Zeitung. Dem Bericht zufolge hatten ihn die Fahnder sofort als ihren ehemaligen Ausbilder erkannt. Für den Polizisten selbst hatte der Vorfall direkte Konsequenzen. Er wurde seiner Funktion als Ausbilder an einer Polizeiakademie entbunden und an eine andere Dienststelle versetzt. Zudem seien gegen den Mann ein Straf- und Disziplinarverfahren eingeleitet worden, heißt es.
Polizist wird der 47-Jährige laut "Abendblatt" aber wohl bleiben. Demnach müsste ein Richter für den Besitz der sichergestellten Drogenmenge eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr aussprechen, damit der Mann seinen Beamtenstatus verliert und entlassen wird. Polizeiintern stieß der Vorfall auf Verwunderung. Dass die Balduintreppe besonders eng kontrolliert werde und es daher sehr riskant sei, dort einzukaufen, habe der Kommissar eigentlich wissen müssen.
Quelle: "Hamburger Abendblatt" (Bezahlinhalt)
