Zwei Tage nach dem Mord an zwei sieben und elf Jahre alten Kindern im hessischen Hanau ist der Täter weiterhin auf der Flucht. Die Fahndung nach dem Verdächtigen dauere an, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Südosthessen am Freitagmorgen, ohne Details zu nennen.
Um wen es sich bei dem Gesuchten handelt, wollen die Ermittler nach wie vor nicht sagen. Übereinstimmende Medienberichte, wonach der Verdächtige der Vater der beiden getöteten Kinder ist, werden von ihnen nicht bestätigt. Eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem Mann sei nicht geplant, hatte eine Sprecherin der Hanauer Staatsanwaltschaft am Mittwoch dem stern gesagt.
Jugendamt Hanau betreute Familie
Claus Kaminsky, der Oberbürgermeister der 100.000-Einwohnerstadt, hatte bereits wenige Stunden nach der Tat mitgeteilt, dass die Familie seit einigen Monaten sozialpädagogische Unterstützung bekommen habe.
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Aus der Fallakte geht laut Nachrichtenagentur DPA hervor, dass die Familie erst zum Jahreswechsel 2021/2022 nach Hanau gezogen sei. Schon im Januar habe das Jugendamt von Problemen in der Familie erfahren und eine sozialpädagogische Familienhilfe für die Unterstützung im Alltag vermittelt. "Das Angebot wurde durch die Familie angenommen", hieß es von der Stadt Hanau, die mit dem eigenen Kommunalen Sozialen Dienst (KSD) ebenfalls den Kontakt zu der Familie gehalten hab. Hinweise auf Gewalt habe es keine gegeben.
Anfang dieser Woche habe der KSD dann erfahren, "dass sich das familiäre Verhältnis wohl verschlechtert habe", und das Gespräch sei gesucht worden. Wenig später wurden die beiden Kinder ermordet. Die "Bild"-Zeitung meldete unter Berufung auf einen Bekannten der Familie, dass die beiden Kinder zuletzt große Angst vor ihrem Vater gehabt haben sollen.
Polizei ermittelt nach Mord an zwei Kindern weiter
Wie berichtet, hatte ein Passant am Mittwochmorgen den elfjährigen Sohn der Familie schwer verletzt vor einem Hochhaus in der Innenstadt entdeckt und die Polizei gerufen. Das Kind war wenig später im Krankenhaus verstorben, durch "multiple innere Verletzungen", laut Staatsanwaltschaft ausgelöst durch einen Sturz aus großer Höhe.
Im neunten Stockwerk des Hochhauses hatten Beamte anschließend die siebenjährige Tochter tot auf dem Balkon entdeckt – sie wies den Angaben zufolge schwere Schnittverletzungen am Hals auf. Die Tat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.
Was genau am Mittwoch in der Hanauer Innenstadt passiert ist, wird noch ermittelt. Der Ablauf des Morgens soll möglichst detailliert rekonstruiert werden.
Die Hanauer Kriminalpolizei bittet Zeugen der Tat weiterhin, sich unter der Telefonnummer (06181) 100123 zu melden.
Quellen: Staatsanwaltschaft Hanau und des Polizeipräsidiums Südosthessen, "Bild"-Zeitung, Nachrichtenagentur DPA