Zum Auftakt des Mordprozesses gegen einen 21-Jährigen am Landgericht Traunstein schwieg der Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Mann vor, in der Nacht auf den Tag der Deutschen Einheit 2022 die 23-jährige Medizinstudentin Hanna W. aus Aschau im Chiemgau (Landkreis Rosenheim) umgebracht zu haben.
Hanna W. nach Discobesuch ermordet
Sein Mandat werde sich zunächst weder zur Sache noch zur Person äußern, sagte einer der Verteidiger des jungen Mannes zu Prozessbeginn. Möglicherweise werde er später aussagen. Auch die Eltern und die Schwester des Angeklagten beriefen sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht.
Hanna W. verschwand vor rund einem Jahr nach dem Besuch einer Party in der Discothek "Eiskeller" in ihrem Heimatort (der stern berichtete). Einen Tag später wurde der Leichnam der jungen Frau im Fluss Prien in der Chiemsee-Region entdeckt. Nach intensiven und aufwändigen Ermittlungen der Sonderkommission "Club" nahm die Polizei rund sechs Wochen nach der Tat den Verdächtigen fest. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Auszubildende Hanna W. "aus sexuell motivierten Gründen" angegriffen, sie geschlagen, stranguliert und bewusstlos ins Wasser geworfen hat.
Das Verbrechen hatte weit über die Chiemsee-Region hinaus für Schlagzeilen und Bestürzung gesorgt. Auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" wurde der Fall thematisiert.
Der Prozess am Landgericht Traunstein soll an diesem Freitag fortgesetzt werden. Insgesamt sind 27 Verhandlungstage angesetzt. Das Gericht geht von einem Indizienprozess aus. Das Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes müsste der Angeklagte lebenslang ins Gefängnis.
Eine ausführliche Vor-Ort-Reportage vom Prozessauftakt lesen Sie hier bei stern PLUS: "Hanna W. nach Discobesuch ermordet: Der Angeklagte schweigt – doch ein Ermittler berichtet Erschütterndes"