Heroin und Vertuschung Weitere Skandale in der Odenwaldschule

Die vom Missbrauchsskandal erschütterte Odenwaldschule hat ihren EDV-Verantwortlichen mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion entbunden. Der Mann soll vertrauliche Informationen an einen ehemaligen Lehrer weitergegeben haben, der unter Verdacht des Kindesmissbrauchs steht.

Die vom Missbrauchsskandal erschütterte Odenwaldschule hat ihren EDV-Verantwortlichen mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion entbunden. Der Mann soll vertrauliche Informationen an einen ehemaligen Lehrer weitergegeben haben, der unter Verdacht des Kindesmissbrauchs steht. Wie die Schule am Samstag mitteilte, wurde die Verantwortung für die IT-Betreuung und die Schulhomepage an eine andere Firma übertragen. Diese Aufgaben seien bislang von einer Firma übernommen worden, in der der Bruder des betreffenden Mitarbeiters tätig sei.

Die Vorwürfe gegen die Odenwaldschule reißen nicht ab: Nach Angaben des Opfer-Anwalts Thorsten Kahl habe es noch Mitte dieses Jahrzehnts einen Fall von Erniedrigung gegeben. Das Opfer habe auf Druck früherer Mitschüler aber auf eine Anzeige verzichtet, sagte Kahl am Samstag der Deutschen-Presseagentur in Frankfurt. Er bestätigte damit Berichte des "Darmstädter Echo" (Samstag) und des "Spiegel". Der "Spiegel" berichtete zudem von einem Lehrer, der den Konsum von Heroin geduldet habe. Die Odenwaldschule kündigte eine Podiumsdiskussion mit Ex-Schülern zum Thema Missbrauch an.

Bislang reichten die Berichte über Missbrauch an der Reformschule in Südhessen bis in die 90er Jahre. Erst in den vergangenen Tagen waren Misshandlungen von Schülern untereinander bekanntgeworden. Kahl berichtet nun erstmals von einem Opfer, das noch bis Mitte dieses Jahrzehnts von einem Lehrer erniedrigt worden sein soll. Frühere Mitschüler hätten den Betroffenen aber eingeschüchtert und von einer Anzeige abgebracht. Nach einem Bericht des "Spiegel" beschuldigen in einem weiteren Fall andere Altschüler auch einen Lehrer, die Aufklärung zu behindern.

Die Sprecherin der Schule sagte zu den Berichten Kahls über Fälle in jüngerer Zeit: "Davon wissen wir nichts, das ist durch nichts belegt."

Einem früheren Lehrer wird dem Nachrichtenmagazin zufolge vorgeworfen, er habe harte Drogen in dem Internat geduldet. Eine Sprecherin der Schule sagte, für diese neuen Vorwürfe gebe es keine Belege. Nach Angaben des "Spiegel" leitet der Mann heute eine Internatsschule in Bayern.

Die Odenwaldschule betonte vor Beginn der Feiern zu ihrem 100- jährigen Bestehen, sie wolle sich dem Thema Missbrauch stellen. Bei einer Podiumsdiskussion sollen unter anderem die ehemaligen Schüler Amelie Fried, Johannes von Dohnanyi und Quintus von Tiedemann zu Wort kommen.

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APN/DPA

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