Es ist ein unfassbares Verbrechen: Ein Mann erschießt die Eltern einer 13-Jährigen, entführt das Mädchen und hält es monatelang gefangen. Vergangene Woche tauchte Jayme Closs aus Barron im US-Bundesstaat Wisconsin wieder auf. Völlig abgemagert in viel zu großen Schuhen bat sie eine Spaziergängerin in einer Waldsiedlung um Hilfe. Kurz danach nahm die Polizei einen 21-Jährigen fest. Jetzt werden immer mehr schockierende Details zu dem Fall bekannt.
Wie die "Washington Post" berichtet, wusste der Täter nicht einmal, wer sein Opfer war. So plante er seine Tat, nachdem er die Jugendliche zufällig in einen Schulbus einsteigen sah. Das Blatt zitiert dazu eine Aussage in einer ersten Anhörung des Falls vor Gericht, in der es heißt: "Der Angeklagte erklärte, als er J.L.C. sah, wusste er, dass es das Mädchen war, das er nehmen würde."

Entweder noch am selben oder am nächsten Tag soll er sich bei Walmart eine schwarze Maske besorgt haben. Akribisch versuchte er, keine Spuren am Tatort zu hinterlassen. Er rasierte sich den Kopf und das Gesicht, zog einen schwarzen Mantel und Handschuhe an sowie eine Sturmhaube übers Gesicht, eher er bewaffnet mit einer Schrotflinte das Haus betrat. Es sei bereits sein dritter Anlauf gewesen. Zweimal zuvor haben ihn dem Bericht nach die Anzahl der Autos in der Einfahrt erschreckt.
Er zog sie aus der Wanne und erschoss die Mutter
Vor der Tat klaute er Nummernschilder, die er an seinen Wagen anbrachte und manipulierte die Scheinwerfer so, dass sich diese nicht mehr automatisch einschalteten. Er entfernte zudem eine im Dunkeln leuchtende Schnur im Kofferraum, wodurch dieser sich nicht mehr von innen öffnen ließ.
Mit einer Schrotflinte seines Vaters bewaffnet, fuhr er zum Haus der Familie Closs, wo er zunächst den Vater der 13-Jährigen durch ein Glasfenster in der Eingangstür durch einen Kopfschuss tötete. Dann feuerte er auf den Türknauf, um sich Zutritt zum Haus zu verschaffen. Jayme und ihre Mutter versteckten sich im Badezimmer in der Wanne. Er ging hinein, riss den Duschvorhang ab und fesselte ihre Handgelenke mit Klebeband. Dann zog er sie aus der Wanne, erschoss die Mutter, ehe er den Teenager in sein Auto zerrte, sie in den Kofferraum sperrte und mit ihr in seine abgelegene Waldhütte fuhr.

Wie das Mädchen der Polizei später erklärte, musste sie sich dort unter seinem Bett verstecken, um das herum er dann Taschen, Wäschekörbe und Gewichte drapierte, damit er hören und sehen könne, wenn sie sich bewege. In den drei Monaten, in denen er das Mädchen seit dem 15. Oktober 2018 gefangen hielt, empfing er sogar zeitweise Besuch. Bis zu zwölf Stunden musste die 13-Jährige unter dem Bett ausharren, ohne Wasser, ohne Essen oder auf die Toilette gehen zu dürfen. Auch, wenn er das Haus verließ. Einmal soll er sie mit einem harten Gegenstand geschlagen haben, weil sie ihn angeblich verärgert hatte und drohte ihr mit einer schlimmeren Strafe, sollte das noch einmal passieren.

Am Tag ihrer Flucht soll er ihr gesagt haben, er werde das Haus für fünf oder sechs Stunden verlassen. Nachdem er gegangen war, kroch sie unter dem Bett hervor, zog ein Paar Schuhe an und rannte hinaus auf die Straße, wo sie schließlich auf eine Frau traf, die mit ihrem Hund spazieren ging. Diese alarmierte die Polizei. Eine der ersten Worte, die der Killer bei seiner Festnahme gesagt haben soll, waren: "Ich habe es getan."
Quelle: "Washington Post"