Der wegen Mordes an der dreijährigen Karolina angeklagte Mehmet A. hat am zweiten Prozesstag weitere Misshandlungen gestanden, aber eine Tötungsabsicht bestritten. Er sagte am Mittwoch vor dem Landgericht Memmingen, er habe die Kleine "höchstens vier Mal" geohrfeigt, so dass sie mit dem Kopf gegen die Wand oder den Schrank geflogen sei. Wegen ihres Geschreis sei er ausgerastet. "Ich wollte nicht, dass das Kind stirbt, sondern nur, dass Ruhe ist." Der 31-Jährige beschuldigte die mitangeklagte Zaneta C. erneut, sie habe ihre Tochter ebenfalls misshandelt.
C. wegen Mordes durch Unterlassen angeklagt
Der Türke steht seit Dienstag gemeinsam mit seiner 26-jährigen polnischen Exfreundin vor Gericht. Mehmet A. soll Karolina laut Anklage vier Tage lang so grausam misshandelt haben, bis sie starb. Zaneta C. habe ihrer Tochter weder Schutz noch Hilfe gewährt; sie sitzt wegen Mordes durch Unterlassen auf der Anklagebank. Die beiden hatten am 5. Januar 2004 das sterbende Kleinkind nackt und kahl geschoren in einer Kliniktoilette in Weißenhorn bei Neu-Ulm abgelegt. Karolina starb zwei Tage später an einer Blutung im Gehirn.
Zum Prozessauftakt hatten sich Zaneta C. und Mehmet A. gegenseitig beschuldigt, Karolina geschlagen und gefoltert zu haben. Am zweiten Verhandlungstag räumte der 31-Jährige erneut ein, die Kleine mit der Hand, einem Stock und Gürteln heftig geschlagen zu haben. Außerdem habe er ihre Finger mit glühenden Verschlüssen seiner Methadon-Flaschen verbrannt. Der Angeklagte war zur Tatzeit drogensüchtig; er gilt deshalb laut Anklage als vermindert schuldfähig. Bei den Verbrennungen habe Karolinas Mutter freiwillig mitgemacht, sagte er. Er habe sie nicht dazu gezwungen oder sie bedroht, wie sie ausgesagt hatte.
Brennende Kerze auf dem Knie ausgedrückt
Der Beschuldigte gestand zudem, auf Karolinas Knie eine brennende Kerze ausgedrückt und die Kleine leicht bekleidet in kalte Räume gesperrt zu haben. Als er die Dreijährige einmal an den Haaren gepackt habe, sei ein Büschel ausgefallen, weil die Haare nicht fest angewachsen gewesen seien. Mehmet A. will anschließend gemeinsam mit seiner Partnerin Karolina den Kopf rasiert haben, um den Haarwuchs zu kräftigen.
Er erklärte, er habe die Tochter seiner Freundin erziehen wollen. "Ich habe nicht gezielt das Kind geschlagen, es ist immer spontan passiert. Dieses Geschrei, diese dünne Stimme - darauf bin ich explodiert." Er habe Karolina nicht beseitigen wollen, sagte der 31-Jährige.
Er bestritt den Vorwurf der Anklage, die Dreijährige mit brühend heißem Wasser abgeduscht und anschließend mit der Faust bewusstlos geschlagen zu haben. Karolina sei nach einer Ohrfeige gegen die Kommode gefallen und habe nur noch geröchelt. Er habe sie mit kaltem Wasser abgespritzt, damit sie wieder zu sich komme. Anschließend habe er selbst und nicht die Mutter darauf gedrängt, das verletzte Mädchen ins Krankenhaus zu fahren.
"Ich wollte niemals, dass dieses Kind stirbt", sagte der Angeklagte. Wie für seine eigene Tochter "tue ich auch jeden Tag für diese Kleine beten", sagte der 31-Jährige. Oberstaatsanwalt Johann Kreuzpointner fragte Mehmet A.: "Für wie dumm wollen Sie uns eigentlich verkaufen?" Karolinas Mutter reagierte auf die Ausführungen erneut mit einem Wutausbruch: "Du Monster! Lügner!"