Der mutmaßliche Mörder des neunjährigen Mitja ist möglicherweise bereits tot. Es sei nicht auszuschließen, dass sich der 43-Jährige auf der Flucht das Leben genommen habe, sagte eine Polizeisprecherin, "wir rechnen mit allen möglichen Szenarien." Die Polizei geht zugleich aktuellen Hinweisen von Zeugen nach, die den Tatverdächtigen noch am Dienstagmorgen zu Fuß nördlich von Leipzig gesehen haben wollen. Die Suche konzentriert sich wie auf ein Gebiet um den Leipziger Vorort Lindenthal.
Die Polizei stellte sich aber auf eine längere Suche ein. "Von Anfang an haben wir gesagt, dass sich die Suche schwierig gestalten kann", sagte die Sprecherin. So sei es auch denkbar, dass der Tatverdächtige Uwe K. sich in Gartenlauben mit trockenen Sachen und Nahrung versorgt haben könnte. Auf diese Weise könnte er trotz der nasskalten Witterung in einem Versteck mehrere Tage ausharren. "Wir rechnen jedenfalls nicht damit, dass er sich selbst stellt", so die Sprecherin weiter. Die Polizei änderte ihr Vorgehen bei der Suche und setzte nun parallel mehrere kleinere Suchtrupps statt eines großen ein. Erstmals kamen auch berittene Polizisten zum Einsatz. Insgesamt waren rund 120 Beamte beteiligt.
In der Nacht zu Dienstag wurde die Suche ohne Unterbrechung fortgesetzt. Dabei nutzte die Polizei Nachtsichtgeräte und wie in den Vortagen einen Hubschrauber mit Wärmebebildkamera.
Der Tatverdächtige soll Mitja sexuell missbraucht und ermordet haben. Gegen ihn wurde am Sonntag Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Die Leiche des Kindes war am Samstag in der Gartenlaube des Mannes in Schkeuditz am Leipziger Stadtrand entdeckt worden. Uwe K. ist bereits fünf Mal wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vorbestraft, davon in vier Fällen zu DDR-Zeiten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte entsprechende Medienberichte. Bislang hatten die Behörden angegeben, er sei erst einmal im Jahr 1998 verurteilt worden.
Vorwürfe wegen gravierender Versäumnisse
Der Bund deutscher Kriminalbeamter und die deutsche Kinderhilfe werfen den politisch Verantwortlichen angesichts des neuesten Falls sexuell motivierten Kindesmords gravierende Versäumnisse vor. "Ob eine Gesellschaft kinderfreundlich ist, bemisst sich nicht nur an der Anzahl von Krippenplätzen, sondern insbesondere daran, was sie zum Schutz ihrer Kinder tut - augenblicklich offenkundig zu wenig", sagte der Vorsitzende des Vereins Kinderhilfe Direkt, Georg Ehrmann. Die beiden Verbände kritisierten, dass die Regelung zur Sicherheitsverwahrung besonders gefährlicher Straftäter lückenhaft sei und dass dem Recht von Tätern auf Datenschutz Vorrang vor den Interessen möglicher Opfer gegeben werde.