Im Prozess um den Tod des kleinen Pascal hat ein dritter Angeklagter den sexuellen Missbrauch und die Tötung des fünfjährigen Kindes in der Saarbrücker Tosa-Klause bestätigt. Stockend, unterbrochen von Seufzern und sichtlich mitgenommen schilderte der 43-jährige Siggi D. am Montag vor dem Landgericht Saarbrücken, wie der Junge im Hinterzimmer der Kneipe von mindestens vier Männern vergewaltigt und dann getötet wurde.
Der ehemals schwer Alkohol- und Drogenabhängige bestätigte damit im Kern die Aussagen der geständigen Angeklagten Erika K. und Andrea M., schilderte das Geschehen aber im Gegensatz zu diesen weitgehend zusammenhängend und ohne größere Widersprüche.
D. hörte, wie Pascal laut geschrien hat
"Was ich erzähle, fällt mir schwer", sagte der Gelegenheitsarbeiter, dem in dem Prozess Beihilfe zum sexuellen Missbrauch vorgeworfen wird. Pascal sei am Nachmittag des 30. September 2001 in die Kneipe gekommen und habe von der Wirtin Christa W. Süßigkeiten erhalten "Dann ist es Schlag auf Schlag gegangen", sagte der D.. Vier, möglicherweise auch fünf der angeklagten Männer seien nacheinander in das Hinterzimmer gegangen. Er selbst habe an der Theke sein Bier getrunken und gehört, wie das Kind laut geschrieen habe.
Daraufhin habe die Wirtin die Musik mit der Fernbedienung lauter gestellt. Zuletzt sei der Angeklagte Martin R. (42) zusammen mit der Angeklagten Andrea M. im Kämmerchen gewesen, Pascal habe zehn, 15 Minuten geschrien, "dann war auf einmal Totenstille".
"Ich konnt nix mehr sagen"
Wenig später sei Andrea M. mit einem blauen Sack aus der Kammer gekommen. "Der Kopf und die Füße des Kleinen haben sich darin abgezeichnet", sagte D.. Der Sack sei unter dem Verkaufsfenster der Kneipe abgelegt worden, es habe große Aufregung geherrscht. "Alle haben durcheinander geschwätzt, wohin mit dem toten Kind", er selbst sei wie paralysiert gewesen: "Ich konnt nix mehr sagen".
D. bestätigte, dass Pascals Leiche von Christa W., Dieter S. und Andrea M. weggefahren wurde. Bei der Rückkehr habe Christa W. gesagt: "Wir haben es hinter uns gebracht". Deren Lebensgefährte Michael C. habe nach der Tat den übrigen Gästen gedroht, wenn "irgendjemand die Gosch aufmacht, passiert was".
Dem Gelegenheitsarbeiter wird von der Anklage auf Grund seiner früheren Aussagen vorgeworfen, Pascal am Tag seines Verschwindens auf Anweisung von Christa W. in die Kneipe gelockt zu haben. Das stritt D. vor Gericht ab. Er habe sich mit dieser Aussage "bei der Polizei wichtig machen wollen".
Pascals Spielkamerad wurde regelmäßig missbraucht
Zuvor hatte D. erstmals den Verdacht der Ermittler bestätigt, wonach der Sohn der Angeklagten Andrea M. - ein Spielkamerad von Pascal über längere Zeit hinweg zwei Mal die Woche im Hinterzimmer der Kneipe vergewaltigt wurde. Die Aussagen dieses Jungen, der das Martyrium überlebt hat, hatten die Ermittler auf die Spur der Kinderschänder gebracht.
In dem Prozess sind neun Männer und vier Frauen angeklagt. Sie müssen sich wegen sexuellen Missbrauchs von Pascal und seines Spielkameraden B. sowie für den Mord an dem kleinen Pascal verantworten beziehungsweise der Beihilfe zu diesen Taten. Die Leiche des Jungen ist bis heute nicht gefunden worden.