Versuchen kann man es ja mal, dachten sich die Behörden von Puyallup wohl: Weil sich die Kleinstadt im Pierce County im US-Bundesstaat Washington mit aller Kraft der Bekämpfung des Coronavirus widmen will, hat das Puyallup Police Department (PPD) die örtlichen Kriminellen gebeten, ihre übliche Tätigkeit bis auf Weiteres ruhen zu lassen.
"Wir wissen Ihre Kooperation zu schätzen"
"Aufgrund von lokalen Fällen von #Covid-19 fordert das PPD die Einstellung aller kriminellen Aktivitäten und allen ruchlosen Verhaltens", schrieb die Polizei auf Twitter. "Wir wissen Ihre Kooperation bei der Eindämmung der Kriminalität zu schätzen & danken den Kriminellen im Voraus. Wir werden Sie wissen lassen, wann Sie Ihr normales Verhalten wieder aufnehmen können. Bis dahin #waschteurehände."
Der skurrile Aufruf hat einen ernsten Hintergrund: Puyallup ist nach eigenen Angaben von der American Association of Retired Persons, einer Lobbyorganisation für Ruheständler, und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "altersfreundliche Stadt" ausgewiesen worden. "Und wir sind uns bewusst, dass dieses Virus eine besondere Gefahr für unsere ältere Bevölkerung darstellt", schreibt die Stadt auf ihrer Internetseite. Puyallup habe deshalb ebenso wie Pierce County und der Bundesstaat Washington den Ausnahmezustand wegen der Coronakrise ausgerufen.
Laut "Huffington Post" sind im Staat Washington mindestens 48 mit Sars-CoV-2 infizierte Menschen gestorben, die Zahl der an Covid-19 Erkrankten soll bei mehr als 900 liegen. Als Reaktion darauf habe Gouverneur Jay Inslee die vorübergehende Schließung von Restaurants, Bars, Fitnessstudios und anderen öffentlichen Einrichtungen angeordnet.
Polizei von Newport postet Toilettenpapier-Warnung
Puyallup ist nicht die erste Stadt, die angesichts der Coronakrise über die sozialen Medien gebührliches Verhalten anmahnt: Die Polizei von Salt Lake City (SLCPD) im Bundesstaat Utah forderte am Wochenende aufgrund eines bestätigten Falls einer Coronavirus-Infektion ebenfalls bis auf Weiteres die Einstellung aller verbrecherischen Aktivitäten. "Wir schätzen Ihre erwartete Zusammenarbeit bei der Eindämmung der Kriminalität & danken den Kriminellen im Voraus", twitterte das SLCPD und versah seine Botschaft mit den Hashtags #SozialeDistanzJetzt und #benehmenSiesich.
Die Polizeibehörde von Newport im Bundesstaat Oregon sah sich sogar genötigt, eine Toilettenpapier-Warnung inklusive umfangreicher Ersatzvorschläge zu veröffentlichen: "Es ist kaum zu glauben, dass wir das überhaupt posten müssen. Rufen Sie nicht den Notruf an, nur weil Ihnen das Toilettenpapier ausgegangen ist. Sie werden auch ohne unsere Hilfe überleben", schrieb das Kommissariat der Kleinstadt am Samstag auf Facebook.
Dann zeigte es eine ganze Reihe von mehr oder weniger ernst gemeinten Möglichkeiten auf, Toilettenpapier zu ersetzen:
"Tatsächlich bietet die Geschichte viele andere Möglichkeiten für Sie in der Zeit der Not, wenn Sie keine Rolle Ihres weichen, ultra-plüschigen zweilagigen, nach Zitrusfrüchten duftenden Lieblingspapiers finden können. Die Seeleute benutzten alte, in Salzwasser getränkte Seil- und Ankerleinen. Die alten Römer benutzten einen Seeschwamm an einem Stock, der ebenfalls in Salzwasser getränkt war. Wir sind eine Küstenstadt. Wir verfügen über eine Fülle von Salzwasser. Es wurden auch Muscheln verwendet.

Die Mayas benutzten Maiskolben. Die Kolonialamerikaner benutzten auch den Kern des Kolbens. Die Bauern verwendeten nicht nur Maiskolben, sondern auch Seiten aus dem Farmers Almanach. Viele Amerikaner nutzten die zahlreichen Seiten, die aus kostenlosen Katalogen wie 'Sears and Roebuck' herausgerissen wurden. Mit dem Sears-Weihnachtskatalog, der viermal dicker als der normale Katalog war, konnte eine dreiköpfige Familie von Dezember bis zum Valentinstag oder, wenn sie sparsam waren, bis zum St. Patrick's Day saubergewischt werden."
"Wir können Ihnen kein Toilettenpapier bringen"
Und den findigen Beamten fielen noch weitere Alternativen zum Toilettenpapier ein: Quittungen für Lebensmittel, Zeitungen, Lumpen, Wattebäusche "und die leere Toilettenpapierrolle, die gerade in dem Halter hängt". Außerdem gäbe es eine Vielzahl von Blättern, man verwenden könne. "Die Zeitschrift 'Mother Earth News' wird Ihnen sogar sagen, wie Sie Ihre eigenen Tücher aus fünfzehn verschiedenen Blättern herstellen können. Wenn alles andere fehlschlägt, haben Sie die Seiten von Magazinen. Sammeln Sie die Kataloge, die Sie mit der Post erhalten und normalerweise ins Altpapier werfen. Seien Sie einfallsreich. Seien Sie geduldig. Es gibt einen Mangel an TP. Auch das wird vorübergehen. Rufen Sie einfach nicht den Notruf an. Wir können Ihnen kein Toilettenpapier bringen."
Die Anfrage der Polizei sei veröffentlicht worden, weil Menschen im ganzen Land angesichts der Coronakrise panisch die Regale der Geschäfte mit Toilettenpapier, Hygiene- und Reinigungsprodukten sowie haltbaren Lebensmitteln leergekauft hätten, schreibt die "Huffington Post".
Quellen: Polizei von Puyallup auf Twitter, Internetseite der Stadt Puyallup, "Huffington Post", Polizei von Newport auf Facebook