Der französische Staranwalt Jacques Vergès soll den den gestürzten irakischen Machthaber Saddam Hussein vor Gericht verteidigen und will dabei auch die USA auf der Anklagebank sehen. Saddam Husseins Neffe Ali Barsane habe ihm im Namen der Familie die Verteidigung übertragen, teilte Vergès am Samstag in Paris mit. Er hatte bereits in spektakulären Prozessen unter anderem den früheren Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, den Top-Terroristen "Carlos" und den Anwalt der Rote Armee Fraktion (RAF), Klaus Croissant, vertreten.
Vergès: Saddams Waffen wurden ihm von Amerika verkauft
Wenn Saddam Besitz oder Anwendung von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen werde, "dann muss man wissen, dass diese Waffen von den Amerikanern verkauft worden sind", sagte Vergès am Samstagabend dem Fernsehsender TV5. Bei einem Prozess müsse auch "die amerikanische Regierung auf der Anklagebank sitzen". Der "Handlungsreisende", der Bagdad diese Waffen verkauft habe, heiße Donald Rumsfeld, sei jetzt US-Verteidigungsminister und sollte "an der Seite von Saddam sein".
Der Anwalt will das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf bitten, seinen Klienten "unter dem Schutz des Roten Kreuzes" besuchen zu können. Nach der Festnahme durch die Amerikaner am 14. Dezember bei Tikrit sei Saddam "wie ein Tier auf einem Jahrmarkt" vorgeführt worden, was die Genfer Konventionen verletze, sagte der Anwalt. Er wolle deshalb das IKRK auffordern, auf die Einhaltung der Konventionen zu dringen, und auch internationale Gerichte bemühen.
Verteidiger fürchtet um das Leben seines Klienten
Vergès nimmt an, dass es vorerst nicht zu einem Prozess kommt. Es dürfe den Besatzern im Irak aber nicht ermöglicht werden, "Saddam zu töten, um einen Prozess zu vermeiden, bei dem ihre Verantwortung deutlich würde", sagte er. Er fürchte um das Leben seines Klienten.
Zur Vorbereitung eines Prozesses gegen Saddam war Anfang März eine Gruppe amerikanischer Juristen nach Bagdad gereist. Sie arbeiten Akten auf, die irakischen Strafverfolgungsbehörden als Grundlage für Kriegsverbrecherprozesse gegen die gestürzte Führung dienen könnten.
DPA