Corinna Ponto, Michael Buback und Jörg Schleyer, die Kinder der RAF-Opfer von 1977, appellieren an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), geheime Akten freizugeben. In einer in der "Bild"-Zeitung (Donnerstag) gemeinsam veröffentlichten Erklärung, heißt es: "Setzen Sie, völlig unabhängig vom Prozess gegen Verena Becker, ein internationales Forscherteam nicht weisungsgebundener Kriminologen, Juristen und Historiker ein, das die Morde an unseren Vätern und den anderen RAF-Opfern vorbehaltlos untersuchen darf und die Ergebnisse in einem Bericht veröffentlicht." Die ehemalige Terroristin Becker steht vom 30. September an wegen des Mordes an Generalbundesanwalt Siegfried Buback vor 33 Jahren in Stuttgart-Stammheim vor Gericht.
Merkel solle dafür sorgen, dass diesem Forscherteam "die vollständigen Akten, einschließlich aller geheim gehaltenen Dokumente", zur Verfügung gestellt werden, so die Kinder der Opfer der Rote Armee Fraktion (RAF) in der "Bild". "Erteilen Sie allen Beamten, die Wissen über die 77er-Morde haben, im Prozess gegen Verena Becker eine uneingeschränkte Aussagegenehmigung und lassen Sie, mehr als 30 Jahre nach den Morden, dem Gericht auch alle bisher geheim gehaltenen Akten vorlegen."
Michael Buback sagte dazu am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Karlsruhe: "Es ist nicht so leicht zu verstehen, dass nach über 30 Jahren die Akten nach wie vor geheim sind."
In der "Bild"-Zeitung wird der Sohn des ermordeten früheren Generalbundesanwalts außerdem mit den Worten zitiert: "Als Nebenkläger im Prozess gegen Verena Becker durfte ich jetzt die noch immer geheime Verfassungsschutzakte lesen. Ich halte diese Akte für manipuliert." Das Bundesinnenministerium wies dem Blatt zufolge diesen Vorwurf zurück.
Am 7. April 1977 hatten in Karlsruhe zwei Täter auf einem Motorrad dem Dienstwagen des Generalbundesanwalts aufgelauert. Als der Wagen an einer Ampel hielt, feuerte die Person auf dem Sozius mit einem Gewehr mindestens 15 Schüsse auf die Insassen. Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel starben noch am Anschlagsort; Justizhauptwachtmeister Georg Wurster erlag seinen Schussverletzungen wenige Tage später. Becker ist als Mittäterin angeklagt. Wer die tödlichen Schüsse auf Buback und seine Begleiter abgab, ist allerdings weiterhin unklar.