Crime Story Schiffbruch

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  • von Uta Eisenhardt
Glatte Wasseroberfläche
© Wolfgang Uhlig
Ein Boot treibt einsam in der Ostsee, vom Skipper fehlt jede Spur. Es beginnt ein Wettlauf zwischen den Ermittlern und dem Mann, der weiß, wo der Verschollene ist.

Anmerkung: Drei Jahre nach einer Verurteilung wegen versuchten Versicherungsbetruges müssen sich ein Mann und seine Frau noch einmal vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Das Ehepaar habe versucht, durch den angeblichen Tod des Mannes insgesamt 14 Versicherungsverträge zu Geld zu machen. Nur in einem Fall gab es eine Verurteilung zu Bewährungsstrafen, in 13 weiteren Fällen nicht. Diese Freisprüche wurden vom Bundesgerichtshof beanstandet, die Fälle sollen nun im Prozess neu verhandelt werden. Anlässlich des Freitag neu gestarteten Prozesses am Landgericht Kiel veröffentlichen wir dieser im Jahr 2021 erschienene Recherche noch einmal.

Irgendetwas dümpelt da in den Wellen. Vielleicht die weiße Spitze eines Bugs, keine 400 Meter entfernt vom Ostseeufer. Könnte ein Motorboot sein, irgendwo losgerissen, abgetrieben. Der Angler macht sich keine großen Gedanken. Die Seenotrettung patrouilliert regelmäßig entlang des Schönberger Strands. Die werden sich schon darum kümmern. Es ist der 8. Oktober 2019, ein Dienstag.

Zwei Tage später steht eine Frau am Reviertresen der Kieler Wasserschutzpolizei. Ihr Mann sei vor drei Tagen mit dem Motorboot vom Olympiadehafen Kiel-Schilksee in die Dänische Südsee aufgebrochen. Als sie das letzte Mal miteinander telefoniert hätten, sei er gerade ausgelaufen. Seitdem habe sie nichts mehr von ihm gehört. Gestern wollte er zurück sein, aber er kam nicht.

Erschienen in Crime 38/2021