Im Irak ist erstmals seit Kriegsende ein Deutscher getötet worden. Wie aus gut informierten Kreisen in Bagdad verlautete, erschossen Unbekannte am Dienstag in der Kleinstadt Musajjib nördlich von Kebela zwei Ingenieure aus Deutschland und den Niederlanden, die für eine deutsche Pumpenfirma Arbeiten an einer Kläranlage durchgeführt hatten. Die beiden Ingenieure arbeiteten dem Vernehmen nach nicht im Auftrag der US-Zivilverwaltung. Die US-Armee in Bagdad bestätigte den Zwischenfall, nannte jedoch keine Einzelheiten. Im nordirakischen Mosul starben wenige Stunden zuvor bei einem Überfall vier amerikanische Zivilisten, die für eine christliche Hilfsorganisation arbeiteten.
Wie ein US-Armeesprecher berichtete, waren die Amerikaner am Montagnachmittag ohne Militärbegleitung unterwegs gewesen, als die Angreifer östlich von Mosul aus automatischen Waffen das Feuer auf ihren Wagen eröffneten. Kurz darauf wurde in Mosul nach Angaben der Polizei eine irakische Übersetzerin erschossen, die für die US-Armee arbeitete. In Mosul wurden am Dienstag zudem nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira drei Polizisten von Aufständischen erschossen.
Motiv der Attentäter unklar
Zusammen mit den Ingenieuren der deutschen Pumpenfirma starben am Dienstag ein irakischer Fahrer und ein irakischer Polizist, der die beiden Männer aus Sicherheitsgründen auf ihrem Weg von der bei Kerbela gelegenen Kläranlage nach Bagdad begleiten sollte. Zum Motiv der Attentäter gab es zunächst keine Informationen.
Bewohner des 95 Kilometer nordöstlich von Bagdad gelegenen Dorfes Schawk er Rim sagten dem arabischen Nachrichtensender El Arabija am Dienstag, sechs Dorfbewohner seien bei einem amerikanischen Angriff getötet worden. Die US-Armee in Bagdad bestätigte dies nicht.
Kuwait fordert Todesstrafe für Saddam Hussein
Das Golfemirat Kuwait forderte unterdessen die Todesstrafe für Ex-Machthaber Saddam Hussein, der sich seit dem 13. Dezember in amerikanischer Gefangenschaft befindet. Der oberste Staatsanwalt des Landes, Hamad el Othman, sagte der Zeitung 'Kuwait Times', der kuwaitische Staat habe bereits Kontakt zu irakischen Ermittlern aufgenommen, um an dem geplanten Prozess gegen Saddam beteiligt zu werden. Kuwait wolle für die von Saddam angeordnete siebenmonatigen irakischen Besetzung Kuwaits die Todesstrafe fordern.
Nach einer neuen Meinungsumfrage ist eine Mehrheit der Iraker für einen "starken Führer" statt für eine demokratische Regierungsform. Für "einen einzelnen starken irakischen Führer" sind demnach 47 Prozent der Iraker, nur 28 Prozent für eine "irakische Demokratie" und 10 Prozent für eine religiöse Führung des Landes. Das angesehene Institut 'Oxford Research International' befragte im Auftrag der ARD und ihrer Partnersender ABC, BBC und NHK (Japan) im Februar 2737 repräsentativ ausgewählte Iraker über 15 Jahre. Bei der letzten Umfrage im Herbst 2003 habe die Demokratie noch deutlich vor dem "starken Führer" gelegen, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag. Auf Sicht von fünf Jahren gewinne die Demokratie allerdings wieder an Zustimmung.