USA True-Crime-Podcast verhilft unschuldig verurteilten Männern nach 25 Jahren zur Freiheit

Ein abgesperrter Tatort als Symbolfoto für True-Crime-Podcast-Geschichte in den USA
In den USA untersuchte die Polizei vor 25 Jahren einen vermeintlichen Mord an einem Teenager, der zwei Männer ins Gefängnis brachte (Symbolfoto) 
© Getty Images
Zwei Männer, die in den USA im Alter von 17 Jahren wegen Mordes unschuldig im Gefängnis landeten, sind nach 25 Jahren wieder frei. Die Macher eines True-Crime-Podcasts begaben sich in ihrem Fall auf Spurensuche – und fanden neue Beweise.

Es wird das erste Weihnachten seit 25 Jahren sein, das Darrell Lee Clark in Freiheit verbringt. Der US-Amerikaner wurde verhaftet – als er gerade einmal 17 Jahre alt war – für einen Mord, den er nicht begangen hat. Das teilte die gemeinnützige Georgia Innocence Project (GIP) vergangenen Donnerstag mit. "Man glaubt nie, dass dir so etwas passieren wird", sagte Clark, nachdem er das Floyd County Gefängnis im US-Bundesstaat Georgia verlassen hatte. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mehr als die Hälfte meines Lebens im Gefängnis verbringen würde, besonders für etwas, das ich nicht getan habe. Ich bin nur froh, dass die Wahrheit nach 25 Jahren endlich ans Licht kam. Ich bin so dankbar für das Georgia Innocence Project und den Proof-Podcast für das, was sie getan haben. Ohne sie wäre ich immer noch im Gefängnis."

Clark war zusammen mit dem damals ebenfalls 17-jährigen Cain Joshua Storey von einem Gericht wegen Mordes an dem damals 15-jährigen Brian Bowling zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der Teenager erlitt auf einer Party am 18. Oktober 1996 in seinem eigenen Schlafzimmer eine tödliche Schusswunde. Unmittelbar vor seinem Tod hatte Bowling mit seiner Freundin telefoniert und ihr gesagt, er spiele russisches Roulette mit einer Waffe. Diese hatte ihm Storey, Bowlings bester Freund, mitgebracht. Storey war auch im Zimmer gewesen, als der tödliche Schuss fiel. Die Polizei glaubte seiner Aussage zunächst und wollte ihn wegen Totschlags anklagen. Monate nach der Schießerei begannen die Beamten jedoch auf Drängen von Bowlings Familie, den Fall als Mord zu untersuchen.

USA: True-Crime-Podcast untersucht Mordfall und sorgt für neue Beweise

Dabei machten sie jedoch schwerwiegende Fehler und verhielten sich nicht korrekt, wie zwei True-Crime-Podcaster im vergangenen Jahr herausfanden. So verließen sie sich auf die Aussagen einer Frau, die Monate nach dem Vorfall eine Party veranstaltet hatte und, zu der auch die beiden Verdächtigen eingeladen waren. Dort erzählten sie angeblich, wie sie den Mord an Bowling geplant hatten, weil er zu viel über einen früheren Diebstahl wusste, den sie begangen hatten. Zudem verhörten sie einen hör- und sprachgeschädigte Zeugen, der sich während der Schießerei in einem anderen Teil des Hauses aufhielt und der behauptete, er habe Clark aus dem Haus der Bowlings und durch den Hinterhof rennen sehen. Er war jedoch damals der Einzige der im Haus anwesenden Personen gewesen, der jemanden draußen gesehen hatte.

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Beim Prozess von Clark und Storey im Januar 1998 stützte sich die Theorie der Staatsanwaltschaft weitgehend auf die Aussagen der Frau sowie auf die eines Gerichtsmediziners. Dieser erklärte, dass ihm sein Bauchgefühl sagte, dass die Schusswunde nicht selbst verursacht werden konnte, weil es sich nicht um eine Nahkontaktwunde handelte. Der Gerichtsmediziner war jedoch kein ausgebildeter Arzt, und es wurde auch nie eine Autopsie an Bowling durchgeführt.

Nach einem einwöchigen Prozess verurteilte die Jury Clark und Storey wegen Mordes und Verabredung eines Verbrechens zu lebenslanger Haft – und das, obwohl Clark ein bestätigtes Alibi hatte.

In ihrer True-Crime-Podcast-Reihe "Proof" untersuchten Susan Simpson und Jacinda Davis den Fall. Ende 2021 begannen sie damit, Zeugen zu interviewen und erfuhren, dass die Polizei die Frau damals in Wahrheit gezwungen hatte, falsch auszusagen, indem die Beamten gedroht hatten, ihr die Kinder wegzunehmen. Auch war der hör- und sprachgeschädigte Zeuge offenbar missverstanden worden, da er über eine Schießerei sprach, die er 1976 beobachtet hatte. Clark hatte er demnach nie vom Tatort weglaufen sehen.

Während Clark aufgrund der neu entdeckten Beweise für polizeiliches Fehlverhalten während der ersten Ermittlungen schließlich offiziell vom Erschießungstodes seines Freundes entlastet wurde, einigte sich Storey mit der Staatsanwaltschaft darauf, sich der fahrlässigen Tötung schuldig zu bekennen. Im Gegenzug erhielt er eine bereits verbüßte Strafe von zehn Jahren, was ebenfalls seine sofortige Freilassung ermöglichte.

Der wegen einer Armbrust-Attacke in einem Bremerhavener Gymnasium Angeklagte betritt den Saal des Landgerichts Bremen
Der wegen einer Armbrust-Attacke in einem Bremerhavener Gymnasium Angeklagte betritt den Saal des Landgerichts Bremen
© Sina Schuldt / DPA
Er wollte sich von der Polizei erschießen lassen – Prozessauftakt nach Armbrust-Attacke in Bremerhavener Gymnasium

Sehen Sie im Video: Nach einer Attacke mit einer Armbrust an einer Schule in Bremerhaven muss sich ein 21-Jähriger vor dem Bremer Landgericht verantworten. Ihm wird laut Anklageschrift versuchter Mord vorgeworfen.

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