Russische Einheiten haben Hunderte Kilometer an der ukrainischen Front mit Minen übersät. Die Beseitigung der Sprengsätze ist derzeit vermutlich der gefährlichste Job in der Ukraine. Mit Erfindungsreichtum sollen die Risiken minimiert werden.
Video Die gefährliche Arbeit der Minenräumer

STORY: Im sommerlich grünen Feld lauert der Tod. Ein Haufen Minen in der Weite der ukrainischen Landschaft. Für die Pionier-Einheit vor Ort ein gefährlicher und alltäglicher Fund. Die russischen Besatzungstruppen haben Hunderte von Kilometern an der ukrainischen Front mit Landminen und Sprengfallen übersät. Nicht nur auf dem Feld. Die Russen hätten alles vermint, sagt der 47-jährige Pionier Wolodymyr, offene Türen, Kisten, Spielzeug, sogar ihre eigenen Gefallenen. "Wenn sie ihre Stellungen aufgeben, packen sie eine Menge Sprengstoff unter ihre Soldaten. Warum tun sie das? Weil sie wissen, dass unsere Sanitätstrupps die Verwundeten und Toten anheben werden und dann stoßen sie darunter auf die Sprengsätze. Und das ist sehr gefährlich für uns." Den massiven Mineneinsatz der russischen Armee nennt die Militärführung in Kiew als Hauptgrund, warum ihre Gegenoffensive bislang nur schleppend vorankommt. Ohne die Arbeit von Minenräumern wie Wolodymyr können ukrainische Einheiten kaum vorrücken. "Wir verlieren jeden Tag einen Pionier, entweder verwundet oder tot. Es ist ein gefährlicher Job. Und egal ob eine Brigade vorrückt oder zwölf Mann auf eine Mission gehen, es sind immer die Pioniere, die zuerst gehen. Es ist sehr gefährlich." Diese Schuhe sollen helfen, das Risiko zu verringern. Auf Mini-Plattformen mit Metallstreben zieht dieser Soldat ins Feld, in der Hand einen klappbaren Metallhaken, um im Boden nach Minen zu stochern. Detoniert ein Sprengsatz liefern die sogenannten "Spinnen-Stiefel" einen kleinen, aber möglicherweise entscheidenden Sicherheitsabstand. Der Unternehmer Ihor Iefymenko aus Charkiw stellt die Stiefel auf der Grundlage eines modifizierten kanadischen Prototyps her. "Die Idee kam mir wie in einem Film. Einer meiner Verwandten verlor einen Zeh, weil er auf eine Schmetterlingsmine getreten war. Das hat mich schockiert, also habe ich angefangen, über Möglichkeiten nachzudenken, wie man so etwas verhindern kann." Im ersten Monat der im Juni gestarteten Gegenoffensive forderten die Landminen laut Angaben dieses Militärarztes einen enormen Tribut. Manchmal seien fünf bis sechs Verwundete eingeliefert worden, sagt der Anästhestist Oleskandr, die meisten seien Pioniere gewesen. Seit die Kommandeure den Vormarsch verlangsamt haben, ist die Zahl der Verwundeten, die in seinem Krankenhaus ankommen, deutlich zurückgegangen. Die Gegend sei aber immer noch dicht vermint, warnt Oleksandr. Jeder Schritt abseits einer geräumten Route könne tödlich sein.