Mit dem Sieg des linken Ex-Präsidenten steht das Land vor einem Machtwechsel. Die Wahlbehörden bereiten sich laut Insidern aber darauf vor, dass der rechte Amtsinhaber Bolsonaro das Ergebnis anfechten könnte.
Video Lula gewinnt Präsidentenwahl in Brasilien knapp

STORY: Jubel im Lager von Luiz Ignacio Lula da Silva. Der linke Politiker hat nach offiziellen Angaben die Präsidentenwahl in Brasilien gewonnen. Allerdings mit knappem Ergebnis. Wie das Oberste Wahlgericht nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte, erreichte der Herausforderer und frühere Präsident bei der Stichwahl am Sonntag 50,9 Prozent. Der rechtspopulistische Amtsinhaber Jair Bolsonaro kam auf 49,1 Prozent der Stimmen. Seine Abwahl wurde von Lula-Fans in Sao Paulo gefeiert. "Vier Jahre, vorbei, vorbei, mein Gott!" Lula selbst versprach, er wolle das Land einen und für alle Brasilianer regieren. Von seinem Kontrahenten hörte Lula nach eigenen Worten zunächst nichts. "Der besiegte Präsident hätte mich anrufen sollen, um meinen Sieg anzuerkennen. Bis jetzt hat er nicht angerufen. Ich weiß nicht, ob er es tun wird oder ob er es eingestehen wird. Ähnlich wie Ex-Präsident Donald Trump in den USA hat auch Bolsonaro unbelegte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Wahlmaschinen geäußert. Die Wahlbehörden bereiten sich Insidern zufolge darauf vor, dass der Rechtspopulist das Ergebnis anfechten könnte. Beim ersten Wahlgang Anfang Oktober hatte kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erzielt. Nach einem langen und aggressiven Wahlkampf ist die Kluft zwischen beiden Lagern in der Gesellschaft so tief wie nie seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie 1985. Seine nun dritte Amtszeit soll Lula am 1. Januar antreten. Dabei ist er nicht nur mit einer angeschlagenen Wirtschaft, sondern auch einer zunehmend einflussreicheren Opposition konfrontiert. Bei den Parlamentswahlen in diesem Monat hatten Bolsonaros Verbündete zugelegt und bilden nun den größten Block im Kongress.