Die Welt wird in rund 50 Jahren von gut 9,3 Milliarden Menschen bevölkert sein. Damit werden im Jahr 2050 nach Prognosen der Vereinten Nationen 3,2 Milliarden Menschen mehr als jetzt auf der Erde leben. Ausschlaggebend dafür sei der erwartete Babyboom in der Dritten Welt. In den Industrieländern stagniere dagegen die Bevölkerungszahl.
Die Einwohnerzahl Deutschlands und Japans werde in 50 Jahren sogar um jeweils 14 Prozent geschrumpft sein, heißt es in dem Bericht »Revision 2000 der Weltbevölkerungsprognose« der Abteilung für Wirtschaft und Soziales am UN-Hauptsitz in New York. Dank der höheren Lebenserwartung von dann durchschnittlich 82 Jahren werden in Deutschland und anderen europäischen Ländern bis zum Jahr 2050 zwei Senioren auf ein Kind entfallen. Gerechnet sind Kinder bis 14 Jahren.
Die Menschheit vermehrt sich nach der UN-Statistik zur Zeit um 1,2 Prozent oder 77 Millionen Babys pro Jahr. Die Hälfte des Zuwachses entfällt auf nur sechs Länder. Indien hat mit einem Bevölkerungsplus von 21 Prozent im Jahr den weitaus größten Anteil, gefolgt von China mit 12 Prozent, Pakistan mit 5 Prozent, Nigeria und Bangladesch mit jeweils 4 und Indonesien mit 3 Prozent.
Jeder sechste Mensch ein Inder
Jeder sechste Mensch auf der Welt ist Inder. Nach der jüngsten Volkszählung beträgt die Einwohnerzahl Indiens 1,027 Milliarden Menschen. Das sind 16,7 Prozent der Weltbevölkerung. Der Anteil der Analphabeten in Indien ging in den vergangenen zehn Jahren nach Angaben der Statistikbehörde in Neu Delhi von 48 auf 35 Prozent zurück. Nach wie vor können deutlich weniger Frauen lesen und schreiben als Männer.
Im Februar hatten 2,4 Millionen Beamte zwei Wochen lang jedes Haus und jede Hütte in Indien besucht und Daten aufgenommen. Der Zensus, der alle zehn Jahre stattfindet, war nach der Volkszählung in China im vergangenen Jahr der zweitgrößte Verwaltungsakt dieser Art.
Seit der Volkszählung 1991 wuchs die indische Bevölkerung um 181 Millionen Menschen. Das sind gut doppelt so viele Menschen wie Deutschland Einwohner hat. Indien bleibt eines der wenigen Länder der Welt, in denen weniger Frauen als Männer leben. Das liegt an der Abtreibung weiblicher Föten und der Vernachlässigung von Mädchen.
Jeder fünfte Erdenbürger ein Chinese
Jeder fünfte Bürger der Erde ist ein Chinese. Mit 1,2481 Milliarden Menschen beherbergt die Volksrepublik 22 Prozent der Weltbevölkerung, muss sie aber mit nur zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ernähren. Mit strenger Geburtenkontrolle will China seine Bevölkerung bis 2010 unter 1,4 Milliarden Menschen halten. Der Höhepunkt soll Mitte des Jahrhunderts mit 1,6 Milliarden erreicht werden.
China hat 340 Millionen Kinder. 6,2 Millionen junge Menschen studieren an den Universitäten und Colleges. 135 Millionen Chinesen oder 14,5 Prozent über 15 Jahre sind Analphabeten.
Zwei Jahrzehnte Reform und Öffnung haben das Bruttoinlandsprodukt auf 8 319 Milliarden Yuan (fast 2 000 Milliarden Mark) steigen lassen. Nach 7,8 Prozent Wirtschaftswachstum 1998 wurden im vergangenen Jahr 7,1 Prozent erreicht. China ist heute die elftgrößte Handelsnation der Welt und besitzt mit 150 Milliarden Dollar nach Japan die zweithöchsten Devisenreserven.
Zwei Drittel der Chinesen leben auf dem Lande. Mit nur 2 205 Yuan (520 Mark) Jahreseinkommen pro Kopf hinken sie hinter den Städten her. Offiziell leben 42 Millionen Chinesen in Armut, nach anderen Berechnungen wesentlich mehr. In den Städten werden im Jahr 5 859 Yuan (1 400 Mark) pro Kopf verdient.
699 Millionen Chinesen arbeiten. Die Arbeitslosenrate liegt offiziell bei 3,1 Prozent, dürfte aber drei Mal so hoch sein. 91,96 Prozent der Bevölkerung sind Han-Chinesen, der Rest 55 ethnische Minderheiten. Offiziell gibt es 100 Millionen Gläubige. Wichtigste Religionen sind Buddhismus, Daoismus, Christentum, Islam, Lamaismus.
Stagnierende Bevölkerungszahlen in Industrieländern
Die Bevölkerung in den Industrieländern liegt gegenwärtig bei 1,2 Milliarden Menschen. Diese Zahl wird sich wegen der stagnierenden Geburtenrate in den meisten entwickelten Ländern bis zum Jahr 2050 auch nur unwesentlich ändern, heißt es. Bis 2050 wird der Anteil der Rentner und Pensionäre in Industriestaaten von jetzt 20 auf 33 Prozent anwachsen. Im Vergleich dazu wird der Anteil von Menschen über 60 Jahre in den Entwicklungsländern von jetzt 8 Prozent auf gut 20 Prozent gestiegen sein.
Neben der stagnierenden Bevölkerungszahl von 1,2 Milliarden in der industrialisierten Welt wird sich die der Dritten Welt von derzeit 4,9 auf wenigstens 8,2 Milliarden fast verdoppeln. Diese Prognose gilt jedoch nur, wenn sich die Kinderzahl pro Kopf der erwachsenen Bevölkerung wie erwartet reduziert, warnen die Vereinten Nationen. Sollte das nicht eintreten, dürfte die Zahl der Menschen in der Dritten Welt sogar auf 11,9 Milliarden steigen.
Das größte Bevölkerungswachstum erwarten die UN-Demographen von den 48 am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Ihr Zuwachs soll sich in den kommenden 50 Jahren verdreifachen - von derzeit 658 Millionen auf dann 1,8 Milliarden Menschen. Selbst die Aids-Epidemie ändert nichts daran. Obwohl daran bis 2005 noch wenigstens 15,5 Millionen Infizierte sterben dürften, werde die Bevölkerung in besonders stark betroffenen Ländern wie Botswana, Swasiland und Simbabwe in den nächsten 50 Jahren noch stark wachsen.