Absturz in Sibirien Flugzeug wurde wohl nicht richtig enteist

Hätte die Katastrophe verhindert werden können? Offenbar ist der Flugzeugabsturz im sibirischen Tjumen, bei dem 31 Menschen starben, das Resultat einer folgenschweren Fehleinschätzund des Piloten.

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in Russland sehen Experten eine fehlende Enteisung als Grund für das Unglück mit mindestens 31 Toten. Der 28 Jahre alte Pilot der Utair-Fluggesellschaft habe sich trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt und Eisregen gegen die etwa 770 Euro teure Behandlung mit Chemikalien entschieden. Das sagte der Chef des Flughafens der westsibirischen Stadt Tjumen, Wladimir Poljakow, der Tageszeitung "Kommersant".

Das gut 20 Jahre alte Flugzeug vom Typ ATR-72 war am Montag kurz nach dem Start auf einem Feld bei Tjumen zerschellt und in drei Teile zerbrochen. Zwölf Menschen überlebten schwer verletzt, darunter auch Kinder. Die Überlebenden seien in das Krankenhaus der rund 1700 Kilometer östlich von Moskau entfernten sibirischen Stadt Tjumen gebracht worden.

Falls die Flügel vereist waren, sei eine Katastrophe unvermeidlich gewesen, sagte Oleg Smirnow von der Transportaufsichtsbehörde der Zeitung "Komsomolskaja Prawda". "Mit vereisten Flügel kann die Maschine keine Aufschubkraft entwickeln, und das Flugzeug kann nicht abheben."

Veraltete Flugzeuge, schlecht ausgebildete Piloten

Nach Angaben der Untersuchungskommission hatte die Maschine nur eine Höhe von 210 Metern erreicht. Die Motoren hätten allerdings bis zum Aufprall gearbeitet. Die Piloten seien nicht betrunken gewesen, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, der Agentur Interfax. Bis zur endgültigen Klärung der Unglücksursache dauere es aber noch etwa einen Monat. Derzeit würden die gut erhaltenen Flugschreiber von Spezialisten in Moskau ausgewertet.

Laut der privaten Fluglinie UTair stürzte die zweimotorige Maschine rund 1,5 Kilometer vom Flughafen Roschtschino entfernt in ein schneebedecktes Feld. Offenbar hatte der Pilot noch versucht, für eine Notlandung auf den Flughafen zurückzukehren. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, er habe gesehen, wie kurz nach dem Start "eine kleine Flamme aufblitzte, gefolgt von Rauch".

In Russland kommt es immer wieder zu schweren Flugzeugunglücken. Viele Maschinen vor allem von kleinen privaten Fluggesellschaften gelten als veraltet und schlecht gewartet, ihre Piloten als schlecht ausgebildet. Zudem wird immer wieder gegen die Sicherheitsregeln verstoßen. Landesweite Trauer rief Anfang September der Absturz einer Jak-42 kurz nach dem Start vom Flughafen im russischen Jaroslawl aus. 44 Menschen kamen damals ums Leben. Zu den Todesopfern zählte das Team der Eishockeymannschaft Lokomotive Jaroslawl, darunter der deutsche Nationalspieler Robert Dietrich. Die russischen Behörden ordneten damals eine Überprüfung zahlreicher Fluggesellschaften sowie höhere Bußgelder für Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften an.

DPA
ono/DPA/AFP

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