Anschlag in Wien: Angebliche Attentäter entpuppen sich als Helden
Anschlag in ÖsterreichVideos gaben Duo als Attentäter aus – dabei sind die Männer Helden der Wiener Terrorattacke
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Augenzeuge des Terrorangriffs in Wien – Florian Matthies spricht über seine Beobachtungen.
Sehen Sie im Video: Augenzeuge zum Wiener Terrorangriff – "Der Attentäter lag dort, sie haben Herzmassage gemacht" Videoquelle: n-tv.de
Das Netz feiert sie inzwischen, am Montagabend waren sie für viele User noch Attentäter: Zwei junge Männer haben bei der Terrorattacke in Wien einer älteren Frau und einem verwundeten Polizisten geholfen. Videos im Netz gaben die beiden teilweise als Terroristen aus.
Die Bitte der Wiener Polizei war sehr eindringlich. Um kurz vor 21 Uhr am Montagabend, knapp eine Stunde nach ersten Berichten über Schüsse in der Innenstadt, twitterte die Behörde zunächst auf Englisch, keine Videos oder Bilder der da noch völlig unklaren Situation in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. "Dies gefährdet sowohl Einsatzkräfte als auch Zivilbevölkerung!", hieß es erneut nur etwa 20 Minuten später in einem auf Deutsch verfassten Tweet. Und doch: Zu diesem Zeitpunkt kursierten längst mehrere, teils brutale Szenen zeigende Videos im Netz, die ohne jegliche Einordnung weiter und weiter verbreitet wurden.
Wie schnell ein unkritisches Teilen von Content zu Falschnachrichten führen kann, machte am Montagabend eine besonders oft hochgeladene Aufnahme vom Wiener Schwedenplatz deutlich. Einige User wollten in dem Video zwei vermeintliche Attentäter ausgemacht haben, entsprechend waren die Beiträge auch betitelt. Nur wenige Stunden später stellte sich dann jedoch heraus: Die beiden zu sehenden Männer sind keine Terroristen, sondern – ganz im Gegenteil – Helden. Recep Gültekin und Mikail Özen, so die Namen der beiden, hatten am Montagabend – während noch Schüsse fielen – einer älteren Dame und einem angeschossenen Polizisten geholfen. Im Netz werden sie seither für ihren selbstlosen Einsatz gefeiert. Zunächst hatten vor allem türkische Medien über das Duo berichtet.
Anwohner filmte Szene aus Wohnung am Wiener Schwedenplatz
"Wir wollten den letzten Kaffee vor den Ausgangssperren trinken und dabei sind wir mitten im Gefecht gelandet", schilderte Özen die Situation auf Instagram. Die beiden Kampfsportler hörten nach eigenen Aussagen auf einmal Schüsse und sahen blutende Passanten. Ein Anwohner nahm die dramatischen Szenen aus seiner Wohnung in einem oberen Stockwerk auf.
Recep Gültekin (l.) und Mikail Özen gehen am Schwedenplatz in Wien in Deckung. Ein Anwohner hatte die Szene gefilmt und das Video im Netz hochgeladen, wo User die beiden Männer fälschlicherweise als Täter bezeichneten.
Die beiden Männer halfen zunächst einer älteren Dame, sich in Sicherheit zu bringen. Danach sahen sie einen verwundeten Polizisten. "Wir konnten einfach nicht nur zuschauen. Wir sind hingelaufen und haben ihn zum Krankenwagen befördert", so Özen (nachfolgend im Bild).
Dabei haben die beiden Wiener selbst ihr Leben riskiert, wie auf den Aufnahmen zu sehen war. In Videos auf ihrem Instagram-Account ist zu sehen, wie die Männer verletzt wurden und bluteten. Sie schienen aber auch nach ihrem Einsatz völlig ruhig.
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Gültekin (oben im Bild) musste wegen einer nach eigenen Aussagen "kleinen Schusswunde" am Bein im Krankenhaus behandelt werden.
Die Männer verurteilten die Tat scharf: "Wir türkisch-stämmigen Muslime verabscheuen jegliche Art von Terror, wir stehen zu Österreich, wir stehen für Wien", erklärte Özen.