Berglauf-Drama Ellwangen trauert um Zugspitz-Opfer

Der 45-jährige Lehrer Hans P. ist einer der zwei Todesopfer des Zugspitz-Extremberglaufs. An seiner Schule im schwäbischen Ellwangen herrscht auch Tage nach seinem Tod Fassungslosigkeit. Kollegen, Schüler und Sportkameraden sprechen über einen geschätzten Menschen, der nie wieder zurückkehren wird.

Ellwangen, eine Kleinstadt in der beschaulichen Ostalb. Hier, am Hariolf-Gymnasium, unterrichtete bis vor ein paar Tagen Hans P. Religion und Sport. Doch der 45-Jährige starb am Sonntag beim Zugspitz-Berglauf, wohl an Unterkühlung, als er den Gipfel des 2962 Meter hohen Berges bezwingen wollte.

Als fröhlichen, aufgeschlossenen Menschen haben seine Schüler ihren Lehrer erlebt. Zwei Tage nach seinem tragischen Tod können sie es immer noch nicht fassen, dass er nie mehr zurückkommt. Für Patrick, Maximilian und Andreas war Hans P. mehr als nur ein Lehrer. Fünf Jahre lang hatten sie bei ihm Sport- Religion- und Schwimmunterricht. Eine Zeit, die sie geprägt hat, in der etwas zwischen Lehrer und Schüler entstanden ist, dass Andreas so beschreibt: "Er war wie ein guter Bekannter, mit dem man über alles mögliche reden konnte." Wie andere aus seiner Klasse sitzt der Zehntklässler in einem Flur der Schule. Sie haben gerade zwei Freistunden, normalerweise wäre um diese Zeit Sportunterricht bei Hans P. "Es ist ein komisches Gefühl", meint Patrick, "es ist das erste Mal so, dass ich wünschte, ich hätte jetzt keine Hohlstunde".

Gefunden in der

Hans P. konnte Schüler motivieren

Nun stecken die Schüler die Köpfe zusammen, schreiben auf ein Blatt Papier, jeder trägt etwas zu dem persönlichen Eintrag bei, den sie später in das Kondolenzbuch schreiben werden. Einfach ist es für sie nicht, ihre Trauer zu formulieren. Erinnerungen an Hans P. kommen währenddessen hoch: das Plaudern über Fußball oder über seine Leidenschaft, das Laufen, oder die gemeinsame Skiausfahrt nach Nauders.

"Man wartet darauf, dass Herr P. aus dem Lehrerzimmer kommt, und der Unterricht beginnt", sagt Maximilian, denn diesen habe er immer genossen. P. sei immer fröhlich, aufgeschlossen, locker gewesen. Alle an der Schule sagen ihm eine wichtige Fähigkeit nach: Er konnte seine Schüler motivieren. "Wenn wir mal nicht mitgemacht haben, wusste er immer, wie er uns zum Aufpassen bringt", erinnert sich der 16-jährige Patrick.

Am Kondolenzbuch reihen sich Andreas, Maximilian und Patrick ein. Rings herum stehen ihre Klassenkameraden der 10c, schauen zu, wie jeder seinen Namen unter den Eintrag setzt, der mit "Sie werden uns in Erinnerung bleiben" endet. Sie schweigen. Langsam, nachdem der letzte seinen Namen geschrieben hat, verläuft sich die Klasse. Einige setzen sich auf die Treppe, andere verschwinden in den Gängen. Geredet wird noch immer nicht viel, "wir können es eben noch nicht richtig verarbeiten. Das braucht Zeit", sagt Andreas.

"Der Ehrgeiz war immer gesund"

Auch der ehemalige Trainer von Hans P. trauert um seinen Sportkameraden. Wolfgang Schiele kann nicht verstehen, wie es zu dem Unglück kommen konnte. "Hans hat sich immer akribisch vorbereitet, egal ob er im Stadion 5000 Meter oder einen Halbmarathon gelaufen ist", sagte er. "Er ging nie leichtsinnig an etwas heran. Er kannte alle Gefahren." Wolfgang Schiele übt deshalb Kritik am Veranstalter des Berglaufes: "Was ich nicht verstehen kann, ist, dass er wohl falsch angezogen war. Ich weiß auch nicht, warum da niemand am Start eingeschritten ist. Das ist für mich ein Rätsel. An seinem Ehrgeiz lag es nicht. Der war immer gesund."

Von Thorsten Vaas und Claus Liesegang (Schwäbische Zeitung)

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