Angesichts der unkontrolliert wütenden Feuerstürme hat der griechische Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis den landesweiten Notstand ausgerufen. Der Notstand gelte in allen Regionen, um "dieses Böse zu stoppen und sobald wie möglich mit der Reparatur der Schäden beginnen zu können", sagte der Regierungschef in einer Fernsehansprache.
Das Waldbrand-Inferno hat bis Samstag mindestens 44 Menschen das Leben gekostet. Die meisten Opfer - mindestens 38 - waren auf dem westlichen Peloponnes bei der Ortschaft Zacharo zu beklagen, wie die Feuerwehr mitteilte. Bei brütender Hitze wüteten die Feuer den zweiten Tag in Folge unkontrolliert weiter. Windböen fachten die Flammen immer wieder an. Die Polizei vermutete in einigen Fällen Brandstiftung.
Eingeschlossene Dörfer
Feuerwehrtrupps durchsuchten am Morgen ausgebrannte Häuser in den Dörfern um Zacharo. In dem Dorf Makistos wurden zehn Leichen gefunden, darunter vermutlich eine Mutter mit ihren vier Kindern. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt, wenn die Feuerwehrtrupps in der Nacht von den Flammen eingeschlossene Dörfer erreichen. Über dem Parlament und anderen Regierungsgebäuden in Athen wehten die Flaggen auf Halbmast.
Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis rief einen Tag der nationalen Trauer aus. "Ich möchte meine tiefe Trauer über die verlorenen Leben ausdrücken", sagte der Regierungschef nach dem Besuch betroffener Gegenden. "Wir kämpfen an vielen Fronten und unter besonders harten Bedingungen." Der Vorsitzende der oppositionellen Sozialisten, Georgios Papandreou, beschrieb "Szenen biblischer Zerstörung". Die Regierung ersuchte die EU um jede erdenkliche Hilfe. Die Zeitung "Ta Nea" erschien mit der Schlagzeile: "Feuer-Albtraum ohne Ende."
Brandstiftung vermutet
Nach Einbruch der Dunkelheit brachen mindestens 25 neue Feuer aus, die Zahl der Brände stieg damit nach Angaben eines Feuerwehrsprechers landesweit auf mehr als 170. Die Behörden prüften, ob in einigen Fällen Brandstiftung vorlag. Heißer Wind mit Sturmböen verhinderte zeitweilig den Einsatz von Löschflugzeugen. Der starke Wind sollte nach Vorhersagen von Meteorologen bis zum Samstagabend anhalten. Auch in einem Park in der Hauptstadt Athen brach in der Nacht ein großes Feuer aus. Betroffen war das wohlhabende Viertel Filothei, einige Kilometer nördlich der Innenstadt. Zehn bis zwölf Löschzüge brachten die Flammen innerhalb von zwei Stunden unter Kontrolle. Auch dort vermutete die Polizei Brandstiftung. Die Flammen näherten sich der Hauptstadt auch von Osten her. Die Behörden schlossen vorsorglich eine Schnellstraße auf den Berg Ymittos und setzten vier Löschflugzeuge ein. Über der Stadt stieg dichter Rauch auf. In der Umgebung von Athen war der Himmel vom Schein der Flammen rot gefärbt.
In Bergdörfern auf dem westlichen Peloponnes waren in der Nähe der Ortschaft Zacharo hunderte Menschen von den Flammen eingeschlossen. Allein in der Gegend kamen neun Menschen ums Leben, nachdem ein Auto mit einem Löschwagen der Feuerwehr zusammengestoßen war und einen Stau verursachte, während Bewohner aus dem Gebiet flüchten wollten. Ein Brand auf der Insel Evia nördlich von Athen breitete sich über Nacht aus.
Die Behörden riefen in der Region den Notstand aus, wie die Bürgermeisterin der Ortschaft Styra, Sofia Moutsou, sagte. "Wenn wir es jetzt nicht stoppen, wird nichts übrig bleiben", sagte sie im Rundfunksender Antenna. Dutzende Häuser gingen landesweit in Flammen auf. Feuer wüteten von den Ionischen Inseln im Westen über Ioannina im Nordwesten bis zum Peloponnes im Süden. Am Samstag sollten rund 500 Soldaten und mehrere Militärhubschrauber die Löscharbeiten unterstützen. Frankreich entsandte zwei Löschflugzeuge in das Katastrophengebiet. Deutschland, Spanien und Norwegen boten Flugzeuge an. Zypern will Feuerwehrleute und Löschfahrzeuge schicken. Die griechische Fußballliga sagte ihre Spiele bis auf weiteres ab.